Wie nimmst du an der heiligen Messe teil?
Es ist wahr: Die Sakramente haben ihre Kraft in sich, und die heilige Messe ist eine geistliche Quelle von unerschöpflicher Fülle. Wieviel aber jeder Einzelne daraus schöpft, hängt erstens davon ab, ob er überhaupt am heiligen Messopfer teilnimmt, und zweitens, wie gut er sich auf diese Teilnahme vorbereitet. Es gibt unterschiedliche Grade der Gegenwart, von einer rein äußerlichen Anwesenheit bei gleichzeitiger innerer Abwesenheit bis hin zu einer innerlich wachen und wahrhaften participatio.
Schon ob du ganz bewusst ein klein wenig früher zur Kirche gehst, um dich vor Beginn der heiligen Messe in stiller Andacht vor dem Tabernakel zu sammeln, oder ob du gewohnheitsmäßig fast gleichzeitig mit der Sakristeiglocke in die Kirche hineinstolperst, macht einen großen Unterschied.
In der heiligen Messe kannst du Gott begegnen. Deshalb wäre es schade, wenn es bei der rein äußeren Anwesenheit bliebe. Du bist eingeladen, im wahren Sinn des Worte teilzunehmen und immer tiefer in das heilige Geschehen einzutauchen. Doch wie erreichst du das?
Wie vor jedem Gebet halte kurz inne und rufe dir in Erinnerung, mit wem du sprichst. Gott hört deine Worte und sieht deine Gedanken.
Besonders vor dem Tabernakel sei dir bewusst, dass Jesus Christus im allerheiligsten Altarsakrament wirklich gegenwärtig ist!
In der heiligen Messe denke daran, dass hier und jetzt das Erlösungsopfer Christi gegenwärtiggesetzt wird. Du stehst geistigerweise auf Golgotha, am Fuß des Kreuzes.
Gleichst du bloß einem Zuschauer bei der Kreuzigung, oder lässt du dich von dem Geschehen so berühren wie einst die heiligen Frauen und der Apostel Johannes? Verstehst du, dass der, der sich hier opfert, der Sohn Gottes ist, und dass er uns durch sein Tun den Zugang zum ewigen Heil erwirkt?
Wer könnte da kalt bleiben!
Während der heiligen Messe gibt es Zeiten der Stille und des liturgischen Gesangs. Das sind gute Gelegenheiten, ganz persönlich mit dem Herrn zu sprechen und ihm für seine große Liebe zu danken.
Ich danke Dir, Herr Jesus Christ,
dass Du für mich gestorben bist.
O lass Dein Blut und Deine Pein
an mir doch nicht verloren sein. Amen.
Christus ruft dich zur Teilnahme an seinem Opfer: In der heiligen Messe vereine deine täglichen Kreuze mit seinem Opfer, indem du ihm diese geistig darbringst. So wird dein Opfer ins Opfer Christi hineingenommen, gleich wie der Tropfen Wasser, der zur Opferung in den Wein gegeben wird.
An der heiligen Messe teilzunehmen heißt also, sich mit Christus als Opfer darzubringen. Wenn wir nämlich mit ihm sterben, werden wir auch mit ihm zum Leben auferstehen (vgl. Röm 6, 8).
Die Teilnahme an der heiligen Messe sollte dich immer näher zu Christus führen. Ein Moment ganz besonders inniger Vereinigung mit Jesus Christus ist die heilige Kommunion.
Liebe ist etwas Geistiges. Doch schon aus dem Alltag wissen wir, dass die Liebe sich auch äußerlich ausdrücken will. Deshalb ist es angebracht, dass wir unsere Liebe zu Gott auch äußerlich kundtun.
Die äußere Haltung ist Ausdruck einer inneren Haltung. Zugleich kann eine gute äußere Haltung die Haltung stützen und fördern.
Die Kirche ist das Haus des Herrn. Nicht einer Räuberhöhle soll sie gleichen, sondern ein Ort des Gebetes
soll sie sein (vgl. Lk 19, 46). Deshalb sollte in der Kirche eine ruhige und geistliche Gebetsatmosphäre herrschen.
Nicht das Plaudern von Mensch zu Mensch hat hier seinen Platz, sondern das Sprechen von Mensch zu Gott und von Gott zu Mensch.
Zur heiligen Messe gibt es unterschiedliche Körperhaltungen.
Es gibt kein strenges Gesetz, das bestimmte Körperhaltungen vorschreibt. Je nach Ort kann es im Detail unterschiedliche Gewohnheiten geben. Solch örtliche Gepflogenheiten sollte man möglichst respektieren, wobei aber nicht immer alle zwingend das Gleiche tun müssen.
Die folgende Übersicht gibt einige Empfehlungen für eine angemessene äußere Haltung im Gottesdienst: (PDF)
Dass das äußere Tun ein Ausdruck der inneren Haltung sein soll, gilt besonders für alle, die in der Liturgie einen Dienst verrichten.
Um mit dem Ritus der hl. Messe vertraut zu werden, kann man die Handlungen und Gebete des Priesters im "Ordo Missæ" mitverfolgen. Dieses kostenlose Büchlein enthält alle gleichbleibenden Teilen der hl. Messe.
Es geht nicht darum, während der heiligen Messe unbedingt jedes Wort mit dem Priester mitzulesen. Das wird kaum möglich sein, weil der Priester still und zudem vieles auswendig betet. Es kann aber sinnvoll sein, jedes Mal einige Gebete auszuwählen, mit denen man sich vertraut machen will, so dass man doch noch zum stillen, persönlichen Gebet kommt.
Es kann auch hilfreich sein, sich einmal nur auf die roten Texte zu konzentrieren, welche die Handlungen des Priesters beschreiben und deren Bedeutung erklären. Auch wenn man mit dem Ritus beretis gut vertraut ist, eignet sich die Betrachtung einzelner Gebete doch immer wieder zu Befruchtung des persönlichen Gebetes ...
Es ist nicht einerlei, ob man sich jeweils davon überraschen lässt, was denn heute wohl ‚dran‘ ist, oder ob man sich über den Charakter des liturgischen Tages vorab informiert. Es hat ja eine Bedeutung, ob beispielsweise der Priester weiße, rote, violette oder grüne Messgewänder trägt. Die Farben sprechen ihre eigene Sprache, die man kennen muss, um sie zu deuten. Habst du je daran gedacht, dass das Rot dir etwas sagen will?
Jedenfalls ist das bewusste Leben im Kirchenjahr und damit verbunden die Wahrnehmung seiner traditionsreichen Details ein wesentliches Element des katholischen Christseins.
Ein ganz vorzügliches Hilfsmittel, um immer tiefer in die katholische Glaubenswelt einzudringen, ist das Volksmissale.
Angenommen, du bist glücklicher Besitzer eines Volksmissale und liest schon vor Beginn der heiligen Messe die rotgedruckten einleitenden Erklärungen zum jeweiligen liturgischen Tag, beispielsweise über die Besonderheiten des Kirchenjahres, über die großartigen Kompositionen der sonn- und festtäglichen Messformulare oder über das Leben des Tagesheiligen: Wirst du nicht vorzüglich auf Teilnahme am heiligen Geschehen eingestimmt sein?
Wer schon vor Beginn der hl. Messe betend über die Texte des jeweiligen Tages meditiert, kann sie im eigentlichen liturgischen Vollzug sehr viel bewusster aufnehmen und wird umso größeren geistlichen Nutzen daraus haben!