7. Kapitel: DER ORDO MISSÆ
Geschichtlich betrachtet ist die eigentliche und ursprüngliche Form
der heiligen Messe das vom Papst oder einem Bischof zelebrierte
feierliche Pontifikalamt. Die Entwicklung hin zu schlichteren
liturgischen Feiern kam erst später, als die römische Liturgie sich
auszubreiten begann und Anpassungen an einfachere Verhältnisse notwendig
wurden.
In der Praxis beschreitet man heute freilich den genau umgekehrten
Weg. Ausgehend von einer möglichst würdigen Zelebration einfacher Formen
der heiligen Messe, sucht man vor allem zu den hohen Festtagen den
notwendigen Rahmen dafür zu schaffen, dass sie ihren ganzen Reichtum
entfalten kann, vom gesungenen Amt über das levitierte Hochamt bis hin
zum feierlichen Pontifikalamt.
Dabei ist es bemerkenswert, dass vom Pontifikalamt bis hin zur
‚stillen Messe‘ die wesentlichen Strukturen stets gleich bleiben.
Genau diese immer gleich bleibende Ordnung, die wir ORDO MISSÆ nennen,
ist ein starkes Zeichen von Einheit. Wer sich mit dieser Ordnung einmal
vertraut gemacht hat, wird sich in allen mehr oder weniger feierlichen
Formen der heiligen Messe leicht zurechtfinden.
Wir werden nun dem ORDO MISSÆ folgen, indem wir Schritt für Schritt
seine Riten erläutern, um den Sinn für ihre zeitlose Schönheit und ihren
spirituellen Reichtum zu wecken.
Vielleicht mag es in einer sehr kurzlebigen und nach immer neuen
Abwechslungen haschenden Zeit ungewohnt erscheinen, am Altar Tag für Tag
der gleichen Ordnung zu folgen. Wer sich aber auf die Logik ständiger
Abwechslung einlässt, steht bald unter dem Zwang, kreativ sein und
rastlos immer Neues ‚bieten‘ zu müssen.
Wir sind überzeugt, dass auch der heutige Mensch sich im Grunde nach
einer festen Ordnung sehnt und inmitten ständigen Wandels gerade in
dieser Form der Liturgie einen sicheren Halt, eine Quelle inneren
Friedens und ein Stück geistige Heimat finden kann.
Auch heute noch beansprucht die kirchliche Autorität das alleinige
Recht, die Liturgie zu ordnen. Sowohl im letzten Konzil als auch im
kirchlichen Gesetzbuch werden die Priester eindringlich gemahnt, sich
bei der Feier der Liturgie an die amtlichen liturgischen Bücher zu
halten: „Deshalb darf niemand dabei eigenmächtig etwas hinzufügen,
weglassen oder ändern“ (Canon 846 § 1 CIC), „auch wenn er Priester wäre“
(SC 22 § 3). Im ‚Direktorium für Dienst und Leben der Priester‘
der Kongregation für den Klerus vom 31. Januar 1994 wird betont, dass
die Gläubigen „ein wahres Recht“ darauf haben, „an
liturgischen Feiern so teilzunehmen, wie sie die Kirche will, und nicht
nach dem persönlichen Geschmack des einzelnen Amtsträgers“ (Nr. 64).
In der Instruktion ‚Redemptionis Sacramentum‘ der Kongregation für den
Gottesdienst und die Sakramentenordnung vom 25. März 2004 heißt es: „Alle
Christgläubigen haben das Recht auf eine wahre Liturgie und besonders
auf eine Feier der heiligen Messe, wie sie die Kirche gewollt und
festgesetzt hat, wie es also in den liturgischen Büchern und durch
andere Gesetze und Normen vorgeschrieben ist. In gleicher Weise hat das
katholische Volk das Recht, dass das Opfer der heiligen Messe unversehrt
und in voller Übereinstimmung mit den Äußerungen des Lehramtes der
Kirche gefeiert wird.“ (Nr. 12)
ORDO MISSÆ - Aufbau der hl. Messe
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1. Hauptteil: Vormesse
1. Einzug und Stufengebet
2. Introitus
3. Kyrie
4. Gloria
5. Oration
6. Lesung
7. Graduale/Alleluja/Tractus
8. Evangelium
9. Predigt (je nach Anlass)
10. Credo (gewöhnlich an Tagen 1. & 2. Klasse)
2. Hauptteil: Opfermesse
1) Opferung
1. Dominus vobiscum
2. Opferung des Brotes
3. Opferung des Weines
4. Lavabo
5. Orate fratres/Suscipiat
6. Secret
2) Wandlung
1. Präfation
2. Sanctus
3. Gebete vor der Wandlung
4. Heilige Wandlung
5. Gebete nach der Wandlung
6. Per ipsum
7. Pater noster
3) Kommunion
1. Brechung der hl. Hostie und Pax
2. Agnus Dei
3. Friedensgebet und Kommuniongebete
4. Kommunion des Priesters
5. Kommunion des Volkes
6. Purifikation un Ablution
3. Hauptteil: Nachmesse
1. Communio
2. Postcommunio
3. Ite Missa est
4. Segen
5. Schlussevangelium
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= Eingangsvers
= Tagesgebet
= Zwischengesang
= Glaubensbekenntnis
= Händewaschung
= Kommunionvers
= Schlussgebet
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Wie demgegenüber vielfach die liturgische Realität aussieht, brauchen
wir hier nicht zu kommentieren. Immerhin stellt dieselbe Instruktion
fest, man könne nicht verschweigen, „dass es Missbräuche, auch sehr
schwerwiegender Art, gegen das Wesen der Liturgie und der Sakramente
sowie gegen die Tradition und die Autorität der Kirche gibt“ (Nr. 4).
Gleichbleibende und veränderliche Teile
Der überlieferte Messritus ist in drei Hauptteile gegliedert:
- Vormesse
- Opfermesse
- Nachmesse
Neben den stets gleichbleibenden Teilen des ORDO MISSÆ gibt es
einige Elemente, die sich je nach dem liturgischen Tag oder
Festgeheimnis ändern, wie es die folgende Übersicht veranschaulicht.
Veränderliche Teile der heiligen Messe
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1. Introitus
2. Oration
3. Lesung
4. Graduale / Tractus / Alleluja
5. Evangelium
6. Offertorium
7. Secret
8. Präfation
9. Communio
10. Postcommunio
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= Eingangsvers
= Tagesgebet
= Zwischengesang
= Opferungsvers
= Stillgebet
= Kommunionvers
= Schlussgebet
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