Abschließende Gebete des Kanons
 Willkommen
 Einfuehrung
 Osten
 Kultsprache
 Gotteshaus
 Altar
 Stufengebet
 Inzens
 Ordo
 Wort
 Opferung
 messkanon
 Präfation
 Te igitur
 Wandlung
 Gebete nach der Wandlung
 Abschließende Gebete des Kanons
 Kommunion
 Schlußriten

Abschließende Gebete des Kanons

Per quem haec omnia

Die folgende Kanonstrophe führt uns zu einer interessanten liturgiegeschichtlichen Entdeckung. Sie ist offen für eine Deutung in zwei Richtungen. Zuerst beziehen wir die Worte haec omnia direkt auf die eucharistischen Elemente. Wenn wir lesen, daß Gott die Gaben heiligt, belebt und segnet, dann deuten wir dies so: Die Heiligung der Opfergaben hat sich auf höchstmögliche Weise erfüllt in der Wesensverwandlung von Brot und Wein in den Opferleib und das Opferblut Jesu. Durch die Wandlung wurden die ‚leblosen‘ materiellen Gaben ‚belebt‘: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wenn einer von diesem Brote ißt, wird er leben in Ewigkeit, und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt.“ (Joh 6,51)

Die heilige Wandlung ist die große und unüberbietbare Segnung schlechthin. Alle anderen kirchlichen Segnungen sind an diese höchste Segnung angelehnt: Die äußeren Gaben von Brot und Wein sind gleichsam die Repräsentanten der ganzen sichtbaren Schöpfung. Wenn auch nur sie diesen höchstmöglichen Segen empfangen, so wird doch in ihnen stellvertretend auch die natürliche Welt gesegnet. Deshalb deuten wir das haec omnia nicht nur auf die eucharistischen Gaben, sondern ebenso auf die Gaben der Natur. Tatsächlich fand zu bestimmten Zeiten in der Geschichte und an bestimmten Festen unmittelbar vor dem Per quem haec omnia die Segnung verschiedener Naturalien statt. In dem von Papst Gelasius (492 - 469) verfaßten Sacramentarium Gelasianum lesen wir an dieser Stelle die Anordnung, daß kurz vor Ende des Meßkanons Früchte zu segnen seien. („Inde vero modicum ante expletum Canonem benedices fruges novas.“) Darauf folgt eine Segensformel, welche abschließt mit den Worten: „... in nomine D. N. I. Ch. per quem haec omnia ...“ (vgl. Gihr, Das heilige Meßopfer, Herder-Verlag Freiburg 1902, S. 651, Fußnote 3). Daraus kann man schließen, daß ursprünglich das Per quem eine feststehende Schlußformel für verschiedene Segensgebete gewesen sein könnte.

Ein letztes Überbleibsel dieser Segnung von Naturaloblationen ist - zumindest nach dem alten Pontificale Romanum - die Weihe des Krankenöles in der Chrisammesse des Gründonnerstages, die genau an dieser Stelle, vor dem Per quem haec omnia stattfindet!

Per ipsum

Es entspricht einem liturgischen Stilgesetz, daß nun am Ende ein Lobpreis (= Schlußdoxologie) kommt. Dies ist auch der Grund dafür, warum die Orationen so feierlich abschließen und warum wir jeweils nach dem Gebet der Psalmen und nach den einzelnen Gesätzen des Rosenkranzes das Ehre sei dem Vater beten. In derselben Weise ist das Per ipsum ein feierlicher Lobpreis, der den Kanon zu einem gewissen Abschluß bringt.

Gott soll erwiesen werden omnis honor et gloria - die ihm gebührende höchste, absolut vollkommene Ehre und Verherrlichung. Dies ist nicht anders möglich, als nur „Durch Ihn und mit Ihm und in Ihm“, der den Vater unendlich ehrt und sich selbst als Gottmensch hinopfert. Wir treten hin zu Jesus, „dem Mittler des neuen Bundes, und zum Blute der Besprengung, das wirksamer redet als das Blut Abels“ (Hebr 12,24), zu Christus, der „zugleich mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht“ (Credo) wird, und durch den die Huldigung und Anbetung aller Geschöpfe Gott wohlgefällig wird.

Von besonderer Schönheit ist der das Per impsum begleitende Ritus: Bei den Worten omnis honor et gloria erhebt der Priester Kelch und Hostie zur sogenannten ‚kleinen Elevation‘ (Elevation = Erhebung), um so all das sichtbar auszudrücken, was oben bereits zur Erklärung gesagt wurde. Auf diesen ganz exklusiven Opferritus werden die Gläubigen jeweils durch ein Glockenzeichen aufmerksam gemacht. Alles, was sonst im Per ipsum geschieht, ist von der kleinen Elevation her zu deuten, denn wahrscheinlich hat die Entwicklung des Ritus mit dieser Elevation begonnen.

Über die Entstehung der anderen begleitenden Riten gibt es verschiedene schöne Theorien: Man geht davon aus, daß ursprünglich der Diakon den Kelch emporgehalten habe, während der Priester die Hostie an den Rand des Kelches führte und sprach: „Per ipsum...“

Darin enthalten ist der Hinweis, daß Leib und Blut zusammengehören, wenn auch in beiden Gestalten Christus ganz gegenwärtig ist. Wie die Trennung der Gestalten liturgisch den Tod Christi darstellt, so stellen die vereinten Gestalten symbolisch die Auferstehung dar. Das Anfügen der Hostie mag dann ausgeschmückt worden sein, indem man die verschiedenen kleinen Kreuzzeichen hinzufügte: Der Kelch wurde mit der Hostie dreimal an allen vier Enden berührt: Im Osten und Westen, im Süden und Norden. Damit wird ausgedrückt, daß die Kirche von allen vier Himmelsrichtungen zum Opfer zusammengerufen wird. Die anschließende Elevation will sagen, daß das Opfer der so von allen Seiten versammelten Kirche sich mit dem Opfer Christi vereint. Die Fünfzahl der Kreuze hat die Allegorese angeregt, eine Darstellung der fünf Wunden zu sehen, die dem Vater gezeigt werden.

Pater noster

Seit Papst Gregor dem Großen (590 - 604) folgt auf den Kanon das Pater noster. In einem Brief an den Bischof von Syrakus (ep 7,63) sagt er, ursprünglich hätten die Apostel den Wandlungsworten nur das Pater noster hinzugefügt. Wenn schon von Menschen verfaßte Gebete über die Opfergaben gesprochen würden, dann zieme sich dies erst recht für das vom Herrn selbst verfaßte Gebet. Papst Gregor verstand die Einführung des Pater noster an dieser Stelle als wichtige Ergänzung und Vollendung des Kanon. Weil es also ausdrücklich in den Kreis der Kanonstrophen einbezogen sein sollte, war in Rom das Pater noster auch immer dem Priester vorbehalten. In der Gliederung des Meßkanons steht das Pater noster parallel zur Präfation: Die Präfation leitet das Hochgebet ein, das Pater noster schließt es ab.

Embolismus

Schließlich wird der Kanon vollendet durch den Embolismus, den wir bei der Erklärung des Aufbaus des Meßkanons als ‚Postludium‘ bezeichnet haben. Der Embolismus hat Teil an der Kanonstille und knüpft an die letzten Worte des Pater noster: „Erlöse uns, Herr, wir bitten Dich, von allem Übel, sei es vergangen, gegenwärtig oder zukünftig....“

Wenn der Priester mit der Patene bekreuzt, drückt dies den Wunsch aus, jenes Friedens teilhaftig zu werden, den Christus uns gebracht hat durch sein Kreuz und die Hingabe seines Leibes, um den die Worte des Embolismus bitten: „Gib barmherzig Frieden in unseren Tagen, damit wir mit Hilfe Deiner Gnade sowohl allzeit von Sünden frei, als auch vor jeder Verwirrung sicher seien.“

Nun wird die Patene geküßt. Nach einer allegorischen Deutung des seligen Hrabanus Maurus (776 - 856) haben die heiligen Gefäße (Kelch und Patene) die Bedeutung des heiligen Grabes (De instit. cleric. 1. 1, c. 33). Entsprechend dürfen wir das Küssen der Patene deuten als „Zeichen der Liebe und Ehrfurcht ... gegen dieses ‚neue Grabmal‘ des anbetungswürdigen Fronleichnams Christi“ (Gihr, Das Heilige Meßopfer, a.a.O S. 662). Ebenso werden auch die nun folgenden Riten allegorisch gedeutet: Die Brechung der Hostie (fractio) als Darstellung des Todes, die Kreuzzeichen mit dem Partikel über dem kostbaren Blut (consignatio) als Darstellung des Kreuzes und die Zusammenführung von Christi Leib und Blut in der Mischung (mixtio) als Darstellung der Auferstehung.

(1) Die Brechung wird ganz am Ende des Embolismus vollzogen. Vor allem geschieht sie zur Nachahmung dessen, was der Herr selbst beim letzten Abendmahl getan hat: „Er nahm Brot, sprach das Dankgebet, brach es und gab es ihnen mit den Worten: ‚Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis!‘“ (Lk 22,19) In den ersten Zeiten wurde deshalb das eucharistische Opfer auch einfach mit dem Namen ‚Brotbrechung‘ bezeichnet: „Der Kelch des Segens, den wir segnen, ist er nicht Teilhabe am Blute Christi? Und das Brot, das wir brechen, ist es nicht Teilhabe am Leibe Christi?“ (1 Kor 10,16) Nach allegorischer Deutung dient die Brechung - wie schon die Konsekration unter zweierlei Gestalten - zur anschaulichen Darstellung des gewaltsamen Opfertodes Jesu, indem sie die Trennung von Leib und Seele bezeichnet. Indem die Brechung über dem Kelch geschieht, wird angedeutet, daß das im Kelch enthaltene Blut aus der geöffneten Seite Christi geflossen ist. Ursprünglich hatte die Brechung auch eine praktische Bedeutung im Hinblick auf die Kommunion der Gläubigen, da es noch nicht Brauch war, eigens kleine Hostien für das Volk zu konsekrieren. Davon geblieben ist noch die im Ritus der Priesterweihe vor dem Schlußsegen enthaltene Ermahnung an den Neupriester, sorgfältig die Kunst der Brechung der Opfergaben von anderen erfahrenen Priestern zu erlernen.

(2) Mit dem zuletzt abgelösten kleinen Teil der Hostie macht der Priester ein dreifaches Kreuz über den Kelch (consignatio) und spricht dabei: „Der Friede + des Herrn + sei allezeit + mit euch.“

Wir denken dabei an das Wort des heiligen Apostels Paulus: „Es war Gottes Ratschluß, ... durch ihn alles mit sich zu versöhnen, da er den Frieden wirkte durch sein Blut am Kreuze.“ (Kol 1,19)

(3) Die Mischung wird begleitet durch die Worte: „Diese geheiligte Mischung von Leib und Blut unseres Herrn Jesus Christus gereiche uns bei ihrem Empfange zum ewigen Leben.“ Diese commixtio hat den Charakter einer Besiegelung der Konsekration, ähnlich wie dem Weihwasser Salz oder dem Taufwasser Öl beigemischt wird. Indem die konsekrierten Elemente durch Mischung miteinander vereint werden, wird nicht nur symbolisch die Auferstehung dargestellt, sondern es wird noch einmal „symbolisch ausgesprochen, daß in Wirklichkeit auf dem Altar der Leib nicht ohne das Blut und das Blut nicht ohne den Leib, sondern unter jeder Gestalt der ganze Christus als eine Opfergabe gegenwärtig sei“ (Gihr, Das heilige Meßopfer, a.a.O., S. 667).

P. Martin Ramm

 

Zur Seite der

Priesterbruder-
schaft St. Petrus

[Willkommen]

Priesterseminar St. Petrus - D-88145 Opfenbach - Kirchstr. 16 - Tel: 08385/9221-0 Fax: 08385/9221-33

Registergericht Lindau, VR 394, Vorstand: P. Bernward Deneke, P. Dr. Patrick du Fay

Inhaltlich Verantwortlicher gemäß §6 MDStV: Klaus Peter Kuhn