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 Ordo Missae

ORDO MISSAE -

Introitus - Kyrie - Gloria

In der Art und Weise der Zelebration der Messe im alten römischen Ritus gibt es einen großen Reichtum und viele Möglichkeiten feierlicher Entfaltung. Diese Vielfalt reicht angefangen vom feierlichen Pontifikalamt über das levitierte Hochamt und das einfache gesungene Amt bis hin zur stillen Messe, die irgendwo in einer verborgenen Seitenkapelle eines Klosters von einem Mönch zelebriert wird. Bei aller Vielfalt jedoch empfinden wir es als besonderen Vorzug und starken Ausdruck der Einheit, daß all diesen Formen eine feste und immer gleichbleibende Ordnung zugrunde liegt. Wer sich einmal mit dem ORDO MISSAE (= gleichbleibende Teile) vertraut gemacht hat, wird sich in allen Formen der Messe leicht zurecht finden und braucht sich nicht vor der Unberechenbarkeit priesterlicher Gestaltungsfreude zu fürchten.

An dieser Stelle sei erwähnt, daß die kirchliche Autorität durchaus auch heute noch das alleinige Recht beansprucht, die Liturgie zu ordnen. Sowohl im letzten Konzil als auch im Kirchenrecht werden die Priester eindringlich ermahnt, sich sowohl bei der Feier der Messe als auch bei der Spendung der übrigen Sakramente genau an die approbierten liturgischen Bücher zu halten: „Deshalb darf niemand dabei eigenmächtig etwas hinzufügen, weglassen oder ändern.“ (Kirchenrecht CIC, Canon 846 § 1) Im ‚Direktorium für Dienst und Leben der Priester‘ der Kongregation für den Klerus vom 31. Januar 1994 heißt es sogar, daß die Gläubigen „ein wahres Recht“ darauf haben, „an liturgischen Feiern so teilzunehmen wie sie die Kirche will und nicht nach dem persönlichen Geschmack des einzelnen Amtsträgers“ (Nr. 64) - Wie demgegenüber landauf und landab die Realität aussieht, brauchen wir an dieser Stelle nicht zu dokumentieren.

In der folgenden Erklärung werden wir uns genau an den ORDO MISSAE der klassischen römischen Liturgie halten. Wir hoffen, daß es gelingen wird, den darin verborgenen Schatz ein wenig aufzuzeigen und den Sinn zu öffnen für die schlichte und zeitlose Schönheit der römischen Messe. Wohl mag es in einer sehr kurzlebigen und nach immer neuen Abwechslungen haschenden Zeit schwer vorstellbar sein, Tag für Tag am Altar immer der gleichen Ordnung zu folgen. Wo wir uns aber auf die Logik ständiger Abwechslung einlassen, werden wir selbst unter den Zwang geraten, immer etwas Neues ‚bieten‘ zu müssen. Wir sind der Überzeugung, daß auch der heutige Mensch sich im Grunde nach einer festen Ordnung sehnt und inmitten des ständigen Wandels gerade in der Ordnung der Liturgie einen sicheren Halt, eine Quelle inneren Friedens und ein Stück Heimat finden kann.

Neben den immer gleichbleibenden Teilen der Messe gibt es solche Elemente, die sich je nach dem liturgischen Tag oder Festgeheimnis ändern (= PROPRIUM) und welche in den ORDO MISSAE eingefügt werden. Diese veränderlichen Teile sind: Introitus, Oration, Lesung, Graduale/Tractus/Alleluja, Evangelium, Offertorium, Secret, Präfation, Communio und Postcommunio.

Introitus

Nach dem Stufengebet, dem Altarkuß und - im feierlichen Amt - der Beweihräucherung des Altares, rezitiert der Priester als ersten dieser veränderlichen Teile auf der rechten Seite des Altares den Introitus. Zu deutsch bedeutet dieses Wort ‚Zutritt‘. In alter Zeit (mindestens ab dem 4. Jahrhundert) war dies ein Psalmengesang, welcher von einer Schola zum Einzug des Priesters an den Altar gesungen wurde. Schon ab dem hohen Mittelalter ist dieser Psalmengesang gleichsam zusammengeschrumpft auf die heutige Form: Nach einer in wunderschöne Melodien gefaßten Antiphon folgt ein Psalmvers mit Gloria Patri, worauf die Antiphon wiederholt wird. Gewöhnlich gibt der Introitus gewissermaßen die Grundstimmung der ganzen Meßfeier an und eignet sich vorzüglich für den betrachtenden Zugang zum Festgeheimnis des jeweiligen Tages. Zu Beginn des Introitus bekreuzigt sich der Priester, wozu auch die Gläubigen eingeladen sind zum Ausdruck dafür, daß dem äußeren Introitus auch ein innerer Zutritt entsprich.

Kyrie

Das griechische ‚Kyrie eleison‘ geht ebenfalls auf frühchristliche Bräuche zurück. Uns interessiert hier weniger die Geschichte als vielmehr die Vielzahl spirituell wertvoller Deutungen, welche sich an das Kyrie knüpfen und von denen wir einige näher betrachten wollen. Die Neunzahl der Anrufungen geht zurück auf den heiligen Papst Gregor den Großen (+ 604). Er wollte erinnern an die neun Chöre der Engel und unterstreicht so symbolisch die Einheit von himmlischer und irdischer Liturgie. Auch ist es üblich, das Kyrie trinitarisch zu erklären. In den ersten drei Anrufungen sieht man eine Huldigung an den Vater, dann an den Sohn und schließlich an den Heiligen Geist. Deutet man es christologisch, dann steht der Kyrios-Titel zum Bekenntnis der wahren Gottheit des Sohnes: „Auf daß beim Namen Jesu sich beuge jedes Knie, derer im Himmel, derer auf Erden und derer unter der Erde, und jede Zunge bekenne: Herr (kyrios) ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.“ (Phil 2,10 f.)

Eine sehr schöne Deutung sieht im Kyrie eine innige Beziehung zur zweifachen Bestimmung des Menschen. Im Katechismus haben wir gelernt, das Ziel des Menschen sei die Ehre Gottes und das Heil unserer Seele. Beidem entsprechen die Anrufungen des Kyrie:

Das Wort Kyrie ist zunächst eine Huldigung zur Ehre Gottes: Kyrios ist der antike Herrschertitel und darf verstanden werden als Bekenntnis zum Königtum Christi. Es klingt etwas an vom Wort des heiligen Apostels Thomas: „Mein Herr (kyrios) und mein Gott!“ (Joh 20,28)

Durch das Wort eleison erflehen wir von Gott das Heil. Auch hier finden wir einen biblischen Anklang, und es ist gut, wenn wir es nicht nur in denselben Worten, sondern auch in derselben Gesinnung rufen wie die Blinden vor Jericho: „Als sie von Jericho weggingen, folgte ihm viel Volk. Und siehe, zwei Blinde, die am Wege saßen, hörten, daß Jesus vorübergehe, und schrien: ‚Herr, erbarme dich unser (eleison ... kyrie!), Sohn Davids!‘ Das Volk aber schalt auf sie, sie möchten doch schweigen, sie jedoch schrien noch lauter: ‚Herr, erbarme dich unser, Sohn Davids!‘“ (Mt 20,29 - 31)

Gloria

Im Gloria wird wiederum die Einheit von irdischer und himmlischer Liturgie deutlich: Es beginnt mit den Worten jenes Gesanges, welchen zum ersten Mal die Scharen der Engel auf den Fluren zu Betlehem gesungen haben: „Gloria in excelsis Deo et in terra pax hominibus bonae voluntatis.“ (Lk 2,14) Seinen eigentlichen und ursprünglichen Platz in der Liturgie hat das Gloria jedoch weniger an Weihnachten als vielmehr an Ostern. Im Sakramentar des heiligen Gregor des Großen findet sich die Anweisung, der Priester dürfe das Gloria nur an Ostern singen. Erst im 12. Jahrhundert wurde die heutige Regel allgemein, nach welcher das Gloria an allen Festen gesungen wird. Noch heute wird das Gloria am meisten hervorgehoben in der Feier der Osternacht!

Noch deutlicher als Kyrie trägt das Gloria schon durch seine Gliederung einen trinitarischen Charakter. Der erste Teil ist an den Vater gerichtet und enthält sehr stark das Motiv von Lobpreis und Dank: „Wir loben Dich. Wir preisen Dich. Wir beten Dich an. Wir verherrlichen Dich. Wir sagen Dir Dank ob Deiner großen Herrlichkeit. Herr und Gott, König des Himmels, Gott allmächtiger Vater!“ Der zweite Teil richtet sich an den Sohn und enthält zusammen mit dem Lobpreis vor allem auch (wie beim Kyrie!) die Bitte um Erlösung: „Herr Jesus Christus, eingeborener Sohn! Herr und Gott, Lamm Gottes, Sohn des Vaters! Du nimmst hinweg die Sünden der Welt: erbarme Dich unser. Du nimmst hinweg die Sünden der Welt: nimm unser Flehen gnädig auf. Du sitzest zur Rechten des Vaters: erbarme Dich unser. Denn Du allein bist der Heilige. Du allein der Herr. Du allein der Höchste, Jesus Christus.“ Seinen Ausklang findet das Gloria in der Huldigung an den Heiligen Geist.

Theodor Schnitzler deutet sowohl das Kyrie als auch das Gloria in Anlehnung an das Vorbild des antiken Kaiserkultes als Huldigung an den himmlischen König: „Wenn ein Kaiser als siegreicher Feldherr Triumphzug hielt, wurde seine Via triumphalis umsäumt von den Scharen des Volkes. Dann lösten einander ab die Chöre der Huldigenden. Immer neue Titel und Ehrennamen wurden dem Sieger zugerufen. Ein Echo dieser Triumphzüge hat sich im Gloria, wie im Kyrie, erhalten. Immer neue Jubelrufe, immer neue Ehrentitel erklingen. Sehen wir nur die Gruppen: Wir loben dich! Wir beten dich an! Wir verherrlichen Dich! Wir sagen dir Dank! Beachten wir die Reihe der Titel, von denen jedes einzelne Wort ein neuer Ruf, ein neuer Chor ist: Herr! König! Himmlischer! Gott! Vater! Allmächtiger! Herr! Eingeborener Sohn! - Wenn wir den Text auf diese Weise lesen, spüren wir seinen österlichen Charakter. Wir erleben den Triumphzug des österlichen Triumphators, des Siegers von Golgatha, des Königs Christus.“ (Theodor Schnitzler, Die Messe in der Betrachtung, Herder-Verlag 1961, Bd. II S. 19)

 

P. Marin Ramm

 

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