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 Te igitur

Te igitur

Mit dem Te igitur beginnt der in Stille vollzogene Teil des Meßkanon. Das Gebet wird eingeleitet durch eine betonte Berufung auf die Mittlerschaft Jesu Christi. Während diese sonst bei den Orationen stets am Ende erwähnt wird, steht sie in dieser Kanonstrophe gleich am Anfang: „Dich, gütiger Vater, bitten wir demütig und flehen zu Dir durch Jesus Christus, Deinen Sohn, unsern Herrn.“

Diese Berufung auf die Mittlerschaft Jesu geschieht nicht nur verbal. Bei genauem Hinsehen finden wir gerade zu Beginn dieser Strophe auch einen künstlerischen Hinweis auf das Zeichen des Kreuzes als Werkzeug des Heiles. Im Mittelalter war es üblich, die ersten Buchstaben (= Initialen) bedeutsamer Texte besonders kunstvoll zu gestalten. Weil aber schon seit altchristlicher Zeit der Buchstabe Tau aufgrund seiner Form als Symbol des Kreuzes gedeutet wurde, haben die mittelalterlichen Buchmaler aus dem T des Te igitur gerne ein Kreuz gemacht. Dieses Kreuz hat sich im Laufe der Zeit verselbständigt, weshalb wir gewöhnlich in alten Meßbüchern vor dem Te igitur eine ganze Seite mit oft prachtvollen Kreuzesdarstellungen finden.

Die folgende Bitte supplices rogamus ac petimus wird dargestellt im einleitenden Ritus. Das lateinische Wort supplex bedeutet: demütig, flehentlich erbittend. Deshalb erhebt der Priester Hände und Augen, senkt sie wieder, neigt sich tief und legt die gefalteten Hände auf den Altar. Wer die Bildersprache der Liturgie zu lesen vermag, wird darin diese beiden Elemente ausgedrückt finden: Demut und Bitte.

Gegenstand der Bitte ist dies: uti accepta habeas et benedicas - daß Du die Opfergaben annehmen und segnen wollest. Das benedicas kann sowohl als vorbereitende Segnung der Opfergaben gedeutet werden, als auch als erster Ansatz einer Wandlungsbitte im Blick auf die eigentliche Konsekration.

Nach dem nun folgenden Altarkuß macht der Priester drei Kreuzzeichen über Hostie und Kelch. Altarkuß und Kreuzzeichen bilden zusammen ein rituelles Ganzes. Durch den Altarkuß will der Priester „vornehmlich die Liebeseinigung mit Christus erneuern und darstellen, weil er aus seiner Verbindung mit Christus die ganze Segensfülle schöpft, welche er sofort durch drei Kreuzzeichen über die Opferelemente ausgießt“ (Gihr, Das heilige Meßopfer, Herder-Verlag Freiburg 1902, S. 553).

Während der Kreuzzeichen benennt der Priester die Opfergaben mit drei Begriffen, in denen wir nicht einfach nur Wiederholungen sehen, sondern durchaus eine inhaltliche Steigerung: „Haec + dona, haec + munera, haec + sancta sacrificia illibata. - Diese + Gaben, die + Geschenke, diese + heiligen, makellosen Opfergaben.“ Das Wort donum bezeichnet eine Gabe unter Menschen, das Wort munus bezeichnet eine pflichtgemäße Abgabe, das Wort sacrificium bezeichnet ein Gott dargebrachtes Opfer. Einen schönen Anklang finden wir zum alttestamentlichen Psalmvers: „Die Könige von Tarsis und den Inseln bringen Geschenke (munera), die Könige von Saba und Seba entrichten Gaben (dona).“ (Ps 72,10)

 

In primis

Die nächste Stophe beginnt mit den Worten: „Vor allem (= in primis) opfern wir es Dir für Deine heilige katholische Kirche.“ In diesem Zusammenhang ist es möglich, im lateinischen Wort pro eine zweifache Bedeutung zu entdecken: Es kann bedeuten stellvertretend für oder fürbittend für. Der Priester steht vor Gott stellvertretend für die gesamte katholische Kirche und handelt in ihrem Namen. Durch ihn erhebt sie ihre Stimme und erbittet insbesondere für die streitende Kirche eine vierfache Gnade: Gott möge ihr den Frieden schenken und bewahren (pacificare), er möge sie beschützen und beschirmen (custodire), er möge ihr Einheit geben und sie festigen (adunare), er möge sie regieren und leiten (regere).

Speziell und ausdrücklich wird geopfert (1) für den Papst als sichtbares Oberhaupt der ganzen Kirche, (2) für den Bischof der Diözese, in welcher zelebriert wird [antistes = ‚Vorsteher‘ von ante-stare] und (3) „für alle Rechtgläubigen und alle, die den katholischen und apostolischen Glauben fördern“. In dieser Reihenfolge wird schön das hierarchische Grundprinzip der Kirche sichtbar: „Ubi Petrus, ibi Ecclesia. - Wo Petrus ist, da ist die Kirche. Wo die Kirche ist, da ist kein Tod, sondern ewiges Leben.“ (Hl. Ambrosius, Enarr in Ps. 40)

 

Memento

Zu Beginn der nächsten Kanonstrophe finden wir die Einfügung N. et N. Dies geht zurück auf die sogenannten Diptychen, kleine Gedenktäfelchen, die vom Meßbesteller gegeben wurden, damit an dieser Stelle die Namen derer, für welche das heilige Opfer dargebracht wurde, genannt werden. Die Nennung eines Namens schafft Präsenz. Auch heute noch verweilt der Priester an dieser Stelle einige Augenblicke in Stille, um namentlich für all diejenigen zu beten, die ihm anvertraut sind, die sich seinem Gebet empfohlen haben oder die diese Messe in einem besonderen Anliegen bestellt haben. Im levitierten Hochamt tritt der Diakon einen Schritt zurück, um den Priester in diesem Gedenken ungestört zu lassen.

Der Priester gedenkt hier der besonderen Intention dessen, der die Messe bestellt hat und all derjenigen, für die er besonders beten möchte, sowie aller Anwesenden, „deren Glauben (fides) und Opfergesinnung (devotio) Du kennst.“ Je größer der Glaube und die Opfergesinnung, desto reicher werden sie aus den Quellen des Heiles schöpfen. Je größer zu Lebzeiten die Hochschätzung des Heiligen Meßopfers ist, desto mehr werden sie an seinen Früchten Anteil haben nach ihrem Tode!

Die Anwesenden werden unter einem zweifachen Gesichtspunkt dargestellt: (1) als solche, für die geopfert wird (pro quibus tibi offerimus) und (2) als solche, die selber mitopfern (vel qui tibi offerunt hoc sacrificium laudis pro se suisque omnibus). Das Wort pro kann wiederum dieselbe doppelte Bedeutung haben wie oben: Der Priester opfert im Namen und stellvertretend für die Gläubigen und ist zugleich Fürsprecher für das christliche Volk.

Von einem - freilich nur unvollkommenen - sacrificium laudis, einem Opfer des Lobes, ist schon im Alten Testament die Rede: „Wir können nur noch preisen, aber nicht ergründen, und größer ist er noch als alle seine Werke. Ehrwürdig ist der Herr gar sehr, gar sehr, und wunderbar sind seine Machterweise. Die ihr den Herrn lobpreist, erhebt die Stimme, so laut ihr könnt, denn es wird nie genügen! Wenn ihr erhebt die Stimme, schöpfet neue Kraft, ermüdet nicht, denn ihr kommt nie ans Ende! Wer sah ihn je und kann davon erzählen, und wer kann ihn so preisen, wie er ist?“ (Sir 43,28 - 31) Hier auf dem Altar aber wird Gott tatsächlich ein Lobopfer dargebracht, welches wirklich seiner Größe entspricht, indem die ganze Kirche ihr Opfer mit dem des eingeborenen Sohnes vereint!

In der Bitte „damit ihre Seele gerettet und ihre Hoffnung auf Heil (salus) und Wohlfahrt (incolumitas) gesichert werde“ klingt ebenfalls die alttestamentliche Heilsnot und Erlösungssehnsucht an. So betet der Psalmist: „Es kann ... keiner Gott das Lösegeld für sich erlegen, noch für sein Leben einen Lösepreis, wenn er sich auch in Ewigkeit abmühte.“ (Vulg Ps 48,8 f.) Was kein Mensch vermag, vermag doch Gott, und genau dies ist die frohe Botschaft des Evangeliums, daß Christus selbst zum Kaufpreis unseres Heiles (Redemptor) geworden ist und in Ihm allein unsere Hoffnung erfüllt wird. „Würdig bist du, Herr, das Buch entgegenzunehmen und seine Siegel zu lösen! Denn du wurdest geschlachtet und hast uns erkauft mit deinem Blute für Gott, aus jedem Stamm und jeder Sprache, aus jedem Volk und jeder Nation.“ (Offb 5,9)

Weil aber das Heil den ganzen Menschen betrifft mit Seele und Leib, werden beide Aspekte auch namentlich erwähnt: (1) Salus meint das Heil der Seele, (2) incolumitas [= unverletzt, wohlbehalten] das Heil des Leibes.

Der Schlußvers dieser Strophe würde wörtlich übersetzt lauten: „sie erfüllen Dir, dem ewigen, lebendigen und wahren Gott, ihre Gelübde (reddunt ... vota sua)“. Darin finden wir wiederum einen Anklang an einen Psalmvers: „Bringe Gott als Opfer Lob dar und löse dem Allerhöchsten deine Gelübde (redde Altissimo vota tua!“ (Vulg Ps 49,14)

Das Wort vota kann (1) eine gelobte Gabe bedeuten oder auch (2) die inneren und äußeren Akte der Gottesverehrung. Reddare bedeutet wörtlich zurückgeben: Sowohl die materiellen Gaben, als auch die eigene Existenz kommen von Gott. Was immer wir Ihm auch geben können, so wird es doch stets ein Zurückgeben sein, denn alles kommt von Ihm!

P. Martin Ramm

 

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