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Die hl. Wandlung

Communicantes

Im Communicantes folgt nun die Berufung auf die triumphierende Kirche im Himmel: Als Opfernde stehen wir in heiliger Gemeinschaft! Die Auflistung der Heiligen steht in schöner Ordnung. Sie gleicht einer feierlichen Prozession, in der sich - angeführt von Maria und Joseph - je 12 Apostel und 12 frühchristliche Martyrer gegenüberstehen. Im Blick auf den nahenden Höhepunkt der Messe denken wir an die adventliche Antiphon: „Ecce Dominus veniet - Siehe, der Herr wird kommen und alle Heiligen mit Ihm...“ (Vesperantiphon des 1. Adventssonntages) Nach katholischer Auffassung wird Christus durch die Heiligen nicht verdeckt, sondern vielmehr offenbaren sie die Kraft seiner Gnade, insbesondere durch den Triumph ihres Martyriums.

In einem Bild der Apokalypse begegnen uns ebenfalls vierundzwanzig Heilige: „Im Umkreis des Thrones waren vierundzwanzig Throne, und auf den Thronen saßen vierundzwanzig Älteste, angetan mit weißen Kleidern, und auf ihren Häuptern goldene Kränze.“ (Offb 4,4) Einen weiteren bedeutsamen Anklang an die Apokalypse finden wir gegen Ende des Communicantes: Das Wort muniamur (= „wir mögen befestigt werden“) kommt vom lateinischen Wort moenia = Mauer. So lesen wir in der Apokalypse von der neuen Stadt Jerusalem: „Sie hat eine mächtige, hohe Mauer mit zwölf Toren, und auf den Toren zwölf Engel und Namen daraufgeschrieben. (...) Die Mauer der Stadt hat zwölf Grundsteine, und auf ihnen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes.“ (Offb 21,12 - 14) Auf diese Weise mögen wir erinnert werden an das Fundament, auf dem die Kirche steht. Das Fundament eines Bauwerkes ist dann gut, wenn es sicher und fest begründet ist, auch wenn man vielleicht im Einzelnen seine Zusammensetzung nicht mehr kennt. Ebenso ist auch die Kirche fest gegründet auf das Fundament der Apostel und Martyrer. Das Fundament ist gut, auch wenn wir historisch nur sehr wenig über manche dieser Personen wissen.

Hanc igitur

Das Hanc igitur wird üblicherweise angekündigt durch ein Glockenzeichen der Ministranten. Es ist die letzte Bitte um Annahme der Opfergaben unmittelbar vor der Wandlung: „So nimm denn, Herr, wir bitten Dich, diese Opfergabe huldvoll an...“ Als Opferanlaß wird genannt das zeitliche und das ewige Heil: „Ordne unsere Tage in Deinem Frieden. Rette uns vor der ewigen Verdammnis und reihe uns ein in die Schar Deiner Auserwählten!“

Reich an Bedeutung ist auch der äußere Ritus, der dieses Gebet begleitet: Der Priester breitet beide Hände aus über Kelch und Hostie. (1) Zunächst ist diese Ausbreitung der Hände Symbol für die Besitzergreifung von Seiten Gottes. (2) Auch kann sie gedeutet werden als eine Art ‚Verlängerung‘ der Handauflegung bei der Priesterweihe, die ebenfalls Ausdruck der Besitzergreifung und verwandelnden Herabkunft des Heiligen Geistes ist. (3) Schließlich begegnet uns wiederholt eine ähnliche Handauflegung in den vorbildlichen Opfern des Alten Bundes. So sprach Gott zu Moses: „Hole dann den einen Widder; Aaron und seine Söhne sollen ihre Hände auf den Kopf des Widders legen. Schlachte darauf den Widder, nimm sein Blut und sprenge es ringsum an den Altar!“ (Ex 29,15 f.) Noch deutlicher wird dieser Bezug im Ritus des ‚Sündenbockes‘: „Aaron lege seine beiden Hände auf den Kopf des lebenden Bockes und bekenne über ihm alle Verschuldungen der Israeliten und alle Übertretungen, die sie irgendwie begangen haben; er soll sie auf den Kopf des Bockes legen und diesen durch einen bereitstehenden Mann in die Wüste hinaustreiben. Der Bock soll alle ihre Verschuldungen mit sich hinwegtragen in eine abgelegene Gegend.“ (Lev 16,21 f.) Im alttestamentlichen ‚Sündenbock‘ sehen wir ein Vorbild für das Lamm, welches ist „die Sühne für unsere Sünden, nicht nur für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt“ (1 Joh 2,2).

Quam oblationem

Die letzte Kanonstrophe vor der Wandlung ist eine Art Epiklese (= Wandlungsbitte). Die zur Beschreibung der irdischen Opfergabe verwendeten Begriffe sind teilweise der Rechtssprache entnommen. Sie möge von Gott gesegnet sein (benedicta), angenommen ohne irgendeine Rechtsunsicherheit (adscripta) und rechtskräftig gleich einem Vertrag (rata). Auch soll es ein ‚lebendiges‘ und ‚geistiges‘ Opfer sein, über die Materie hinausgehoben und vom Geist Gottes erfaßt (rationabilis) und so im höchsten Grad Gott wohlgefällig und angenehm (acceptabilis). Die Opfergabe soll verwandelt werden zur Gegenwärtigsetzung des Opfers Christi: „Damit sie uns werde Leib und Blut Deines vielgeliebten Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus.“

Die je fünf Kreuzzeichen vor und nach der Wandlung können sinnvoll gedeutet werden als Hinweis auf die fünf Wunden Jesu.

 

Konsekration

Alles Bisherige diente zur Vorbereitung auf das Große, das nun geschieht: „Der Konsekrationsmoment ist der wichtigste und feierlichste, der erhabenste und ergreifendste, der weihevollste und gnadenreichste Augenblick der Meßfeier.“ (Gihr, Das heilige Meßopfer, Herder-Verlag Freiburg 1902, S. 595)

In diesem erhabenen Moment ist der Priester am Altar gleichsam das Werkzeug, durch welches der ewige Hohepriester Jesus Christus sein Opfer gegenwärtig macht. ER ist es, der in Wirklichkeit das Wunder der Wandlung wirkt, und IHM leiht der Priester seinen Mund, seine Hände, sich selbst. Nirgends ist er so sehr Priester wie im Augenblick der Wandlung! Diese große Nähe zum Herrn aber fordert vom Priester auch ein seiner Würde entsprechendes heiligmäßiges Leben: „Wenn der Priester durch den eigenen Dienst, Christus, dem ewigen Hohenpriester, Intelligenz, Willen, Stimme und Hände anbietet, damit er dem Vater das sakramentale Opfer der Erlösung darbringen kann, soll er sich die innere Einstellung des Meisters zu eigen machen.“ (Kongregation für den Klerus, Direktorium für Dienst und Leben der Priester, 31. Januar 1994, Nr. 48)

Betrachten wir näher die eigentlichen Konsekrationsworte, dann fällt auf, daß sie nicht einfach dem biblischen Text entsprechen. Dabei ist zu bedenken, daß sicherlich die Messe bereits zelebriert wurde, bevor der erste Buchstabe des Neuen Testamentes aufgezeichnet war. Vielleicht mag dies der Grund sein für die Unabhängigkeit der Konsekrationsworte vom Schrifttext.

Auch handelt es sich bei den Konsekrationsworten der Form nach nicht um einen ‚Einsetzungsbericht‘, sondern vielmehr um ein direkt an Gott den Vater gerichtetes Gebet: „Er nahm am Abend vor Seinem Leiden Brot in Seine heiligen und ehrwürdigen Hände, erhob die Augen gen Himmel zu Dir, Gott, Seinem allmächtigen Vater, sagte Dir Dank, segnete es, brach es und gab es Seinen Jüngern mit den Worten: Nehmet hin und esset alle davon ...“ Durch die Wandlungsworte und die begleitenden Riten wird im Tun des zelebrierenden Priesters dem Vater die actio Christi dargestellt. Deshalb tut der Priester möglichst genau das, was der Herr tat: Er nimmt Brot und Kelch, erhebt die Augen, verneigt das Haupt zum Dank und segnet die Gaben mit dem Kreuzzeichen. Das Brechen (fregit) und die Austeilung (dedit) finden erst nach der Konsekration statt, während beispielsweise das Danken (tibi gratias agens) schon vorher in der Präfation entfaltet wurde.

„Wie sind nun deine Hände beschaffen, o Priester des Herrn? Wohl sind sie ‚heilig und ehrwürdig‘ durch die Weihe, welche du empfangen: aber sind sie auch ‚heilig und ehrwürdig‘ durch den Reichtum tugendhafter Werke, durch den Wohlgeruch eines frommen Lebens und vollkommenen Wandels?“ (Gihr, a.a.O. S. 598)

Wie der ganze Kanon von einer wunderbaren Symmetrie und Ordnung geprägt ist, so besteht auch zwischen beiden Teilen der Konsekration ein deutlicher Parallelismus: Beide Teile enthalten folgende Elemente: (1) eine Zeitangabe; (2) das Nehmen; (3) die ehrfürchtige Beschreibung der Hände; (4) den Dank; (5) den Segen; (6) die Darreichung und (7) die eigentlichen Konsekrationsworte.

Einen deutlichen Anklang finden wir darin vor allem an die Speisung der Fünftausend mit fünf Broten und zwei Fischen: „Er ließ das Volk auf dem Rasen sich lagern, nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Segen, brach die Brote und gab sie den Jüngern.“ (Mt 14,19) Auch werden wir erinnert an die Auferweckung des Lazarus: „Da hoben sie den Stein weg. Jesus aber richtete seine Augen nach oben (elevatis sursum oculis) und sprach: ‚Vater, ich danke Dir, (Pater, gratias ago tibi) daß Du mich erhört hast. Ich wußte ja, daß Du mich allezeit erhörst; doch wegen des anwesenden Volkes habe ich es gesagt, damit sie glauben, daß Du mich gesandt hast.‘“ (Joh 11,41 f.)

Durch die Einleitung Qui pridie quam pateretur wird der Beginn des Leidens in Erinnerung gebracht und der Opfercharakter des Erlösungswerkes betont. Die Opfergesinnung des Herrn leuchtet auf in den Worten: „Desiderio desideravi - Sehnlichst habe ich danach verlangt, dieses Pascha mit euch zu essen, bevor ich leide.“ (Lk 22,15) In der Liturgie des Gründonnerstages, in welcher wir in besonderer Weise der Einsetzung des allerheiligsten Altarsakramentes und des sakramentalen Priestertums gedenken, wird diese Stelle feierlich präzisiert: „Qui pridie, quam pro nostra omniumque salute pateretur, hoc est, hodie, accepit panem ... - Er nahm am Abend, bevor Er für unser und aller Heil litt, das ist heute, Brot ...“

Zur mystischen Darstellung des Kreuzesopfers Jesu geschieht die Wandlung in zwei Teilen: Sein Opferleib und sein Opferblut werden getrennt gegenwärtig, um so die Blutvergießung anzudeuten und uns den gewaltsamen, blutigen Opfertod Christi am Kreuz vor Augen zu stellen.

Über die Konsekration sagt das Konzil von Trient: „Zu Beginn lehrt die heilige Kirchenversammlung, und sie bekennt offen und ohne Rückhalt, daß in dem erhabenen Sakrament der heiligen Eucharistie nach der Weihe (Konsekration) von Brot und Wein unser Herr Jesus Christus als wahrer Gott und Mensch wahrhaft, wirklich und wesentlich unter der Gestalt jener sichtbaren Dinge gegenwärtig ist.“ (13. Sitzung [1551], 1. Kapitel, NR 568)

Im Moment, da der Priester die heiligen Worte über das Brot spricht, hält er nicht mehr Brot in den Händen, sondern den geopferten Leib des Herrn. Deshalb beugt er sofort in tiefer Ehrfurcht anbetend die Knie, noch bevor er die gewandelten Gestalten erhebt, um sie dem gläubigen Volk zu zeigen. Diese Kniebeuge vor der Elevation ist für den Glauben an die wirkliche Gegenwart des Herrn (= Realpräsenz) hoch bedeutsam! Dabei ahmt der Priester die drei Weisen nach, denn als diese das Kind sahen, waren sie tief ergriffen, „fielen nieder und huldigten ihm“ (Mt 2,11).

„Die kleine Hostie schließt jetzt unendlich mehr Schätze, Reichtümer und Herrlichkeiten in sich, als auf dem Weltall sich finden.(...) Der Priester trägt seinen Schöpfer, Erlöser, Richter in Händen: was liegt da näher, als daß er vor demselben in heiliger Furcht und seliger Freude anbetend auf die Knie niedersinkt?“ (Gihr, a.a.O, S. 600 f.)

Den Ritus der Erhebung der Hostie können wir deuten als Zeigeritus in zwei Richtungen: Der Priester zeigt die Hostie dem Volk („ostendit populo“ - Missale Romanum) über seinem Haupt, damit die Gläubigen sie anschauen und anbeten. Die Glückseligkeit im Himmel wird wesentlich einmal darin bestehen, IHN anzuschauen (visio beatifica): „Was kein Auge sah und was kein Ohr vernahm und was in eines Menschen Herz nicht drang, was Gott denen bereitete, die ihn lieben.“ (1 Kor 2,9) Zugleich aber zeigt der Priester den Opferleib Christi auch dem himmlischen Vater: „Was stellt der Priester hier Gott dem Herrn vor Augen? Es ist die vergöttlichte Menschheit seines eingeborenen Sohnes, das vortrefflichste Ebenbild der allerheiligsten Dreifaltigkeit, das allerkostbarste Kleinod, wie keines zu finden ist in allen Schätzen der Welt.“ (Martin von Cochem, Erklärung des heiligen Meßopfers, 1953, S. 336)

Die Hostie steigt empor über dem Haupt des Priesters gleich der im Osten aufgehenden Sonne, die ja Symbol für die Wiederkunft Christi ist.

Während der Erhebung berühren die Ministranten den Saum des Meßgewandes und halten es ein wenig empor. Auch hierin erkennen wir einen tiefen symbolischen Sinn: Wie die Menschen zur Zeit Jesu, so wollen auch wir im Geiste zusammen mit den Ministranten den Saum seines Gewandes berühren und fest daran glauben, daß wir heil werden durch ihn. „Wo er Dörfer oder Städte oder Gehöfte betrat, legten sie die Kranken auf die offenen Plätze und baten ihn, daß sie wenigstens den Saum seines Kleides berühren dürften; und alle, die ihn berührten, wurden geheilt.“ (Mk 6,56) „Und siehe, eine Frau, die seit zwölf Jahren an Blutfluß litt, trat von rückwärts hinzu und berührte den Saum seines Kleides; denn sie sagte sich: Wenn ich nur sein Kleid berühre, werde ich gesund. Jesus wandte sich um, sah sie und sprach: ‚Sei getrost, Tochter! Dein Glaube hat dir geholfen!‘ Und die Frau war geheilt von jener Stunde an.“ (Mt 9,20 - 22)

Schließlich sei noch hingewiesen auf die Haltung der Finger des Priesters nach der Konsekration, denn die Rubriken des Missale schreiben vor, daß der Priester ab dem Moment, wo er zum ersten Mal den Leib des Herrn berührt hat, bis zur Reinigung der Finger nach der Kommunion (= Ablution) Daumen und Zeigefinger nicht mehr auseinander tun und zu nichts anderem mehr gebrauchen darf, außer um die Hostie zu berühren. Hieraus spricht eine ganz feine Ehrfurcht, sowohl vor dem Leib des Herrn, als auch vor den geweihten Händen des Priesters, denen es vorbehalten ist, die konsekrierten Gestalten zu berühren. Als der Bischof bei der Priesterweihe Daumen und Zeigefinger des Neupriesters salbte, sprach er die Worte: „Weihen und heiligen mögest du, o Herr, diese Hände durch diese Salbung und unsere Segnung!“ Mögen wir heute diese Ehrfurcht wieder lernen!

P. Martin Ramm

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