Willkommen
 Einfuehrung
 Osten
 Kultsprache
 Gotteshaus
 Altar
 Stufengebet
 Inzens
 Ordo
 Wort
 Opferung
 messkanon
 Präfation
 Te igitur
 Wandlung
 Gebete nach der Wandlung
 Abschließende Gebete des Kanons
 Kommunion
 Schlußriten
 Kultsprache

Von den Vorzügen der lateinischen Kultsprache

Obgleich es der ausdrückliche Wunsch des Zweiten Vatikanischen Konzils war, daß die lateinische Sprache in den lateinischen Riten erhalten bleibt (SC 36), und sogar angeordnet wurde, daß Vorsorge zu treffen sei, „daß die Christgläubigen die ihnen zukommenden Teile des Meß-Ordinariums auch lateinisch miteinander sprechen oder singen können“ (SC 54), ist heute selbst für eifrige Katholiken der Gebrauch der lateinischen Sprache in der Liturgie so fremd geworden, daß viele sie geradezu als unüberwindliches Hindernis empfinden. Bei denjenigen, die in engeren Kontakt mit der klassischen römischen Liturgie kommen, werden solche Hemmnisse gewöhnlich leicht überwunden, sobald sie sich mit dem tieferen Sinn und auch dem symbolischen Wert der lateinischen Kultsprache vertraut machen. Gerade in dem, was anfangs hinderlich erscheinen mag, vermögen sie eine vorzügliche Hilfe zum tieferen Verständnis und einen Zugang zu den Tiefen des eucharistischen Mysteriums zu entdecken.

Zeichen der Einheit

Im Buch Genesis wird berichtet, daß einst alle Welt nur eine Sprache redete. Da sagten die Menschen zueinander: „Wir wollen uns einen Namen machen, damit wir nicht in alle Welt zerstreut werden!“ (Gen 11,4) Und als sie im Begriff waren, nach den Sternen zu greifen, da stieg Gott hinab nach Babel und verwirrte ihre Sprache, „daß keiner mehr die Rede des andern versteht“ (Gen 11,7).

Im Vergleich dazu betrachten wir das Pfingstereignis: In der Geburtsstunde der jungen Kirche hat Gott über die Apostel seinen Geist ausgegossen, von dem das Buch der Weisheit (1,7) sagt, daß er den Erdkreis erfüllt und jede Sprache kennt (vgl. Introitus von Pfingsten). Jeder hörte die Apostel in seiner eigenen Sprache reden: „Als sich nun dieses Brausen erhob, lief die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn es hörte ein jeder in seiner eigenen Sprache sie reden. Sie gerieten außer sich und sagten voll Staunen: ‚Sind sie den nicht alle, die da reden, Galiläer? Wie aber hören wir, ein jeder von uns in der eigenen Sprache, in der wir geboren sind?‘“ (Apg 2,6 - 8)

In der Feier der Liturgie findet das Pfingstwunder einen Nachklang durch die Kultsprache: Sie ist sichtbarer Ausdruck der unitas Ecclesiae, der Einheit der Kirche. Wenn man auch draußen in der Welt viele Sprachen spricht, so gibt es doch im Heiligtum nur eine Sprache. Immer wieder ist es beeindruckend zu hören, wie einst Flüchtlinge und Reisende bei aller Fremdheit ferner Länder in der Liturgie ein Stück Heimat gefunden haben. Die Sprache der Liturgie ist dem Katholiken gleichsam die Muttersprache im Heiligtum. Wie wichtig wäre gerade heute wieder solch ein äußeres Zeichen der Einheit!

Heiliger Schleier

 In der Ostkirche befindet sich vor dem Allerheiligsten und dem Altar eine Ikonenwand. Diese sogenannte Ikonostase hat einen doppelten Sinn: Einerseits will sie verhüllen, indem sie das Heilige dem Blick der Gläubigen entzieht. Gleichzeitig will sie aber auch enthüllen, denn indem sie das verbirgt, was das leibliche Auge sowieso nicht sehen kann, hilft sie dem Gläubigen, in eine tiefere Wirklichkeit einzudringen, welche sie wiederum im sichtbaren Bild der Ikone darzustellen versucht.

 Ganz ähnlich verhält es sich mit der Kultsprache der lateinischen Liturgie. Was in der heiligen Messe geschieht, können wir nicht begreifen. Es ist ein Mysterium, ein Glaubensgeheimnis, das die Fassungskraft unseres menschlichen Verstandes übersteigt. So wenig wie das Auge in die Sonne blicken kann, ohne zu erblinden, so wenig kann unser kleiner Verstand begreifen, was hier Großes geschieht.

 Die lateinische Sprache ist wie ein heiliger Schleier, der einerseits die heiligen Mysterien schützend verhüllt, sie andererseits aber auch enthüllt, indem sie den Menschen darauf stößt, daß hier etwas geschieht, was er nicht verstehen kann. Dies ist ein psychologisches Moment von nicht zu unterschätzender Bedeutung.

Wir erleben nun seit 30 Jahren eine Liturgie, die sich sowohl sprachlich als auch durch den Gebrauch des Mikrophons auszeichnet durch eine maximale verbale Verständlichkeit. Es mag erlaubt sein, die Frage zu stellen, ob dies wirklich der inneren Anteilnahme des gläubigen Volkes förderlich war. Ob nicht bei Gewöhnung an die Feier der heiligen Messe in der Landessprache die große Gefahr besteht, daß die Menschen meinen, sie würden alles verstehen, sie tatsächlich aber bei einem ganz oberflächlichen Verständnis stehen bleiben?

Diesen großen Vorteil hat gewiß die lateinische Kultsprache: Sie stößt uns gleichsam darauf, daß hier etwas geschieht, was wir nicht verstehen! Nur demjenigen erschließt sich der innere Zugang zum Geheimnis der heiligen Messe, der versteht, daß man sie nicht verstehen kann. Die Kultsprache möchte uns in die Tiefe führen.

Würde der Sprache

Im frühen Christentum war das Bewußtsein lebendig, daß das Heilige geschützt und vom Bereich des Profanen abgesondert werden muß. Auch heute noch scheint es sehr angemessen zu sein, das heiligste aller Mysterien in einer heiligen Sprache zu vollziehen und nicht in der Sprache, die man auf der Straße spricht. Auch Jesus hat - der Gewohnheit seiner Zeit folgend - zum Psalmengebet nicht die aramäische Umgangssprache, sondern die hebräische Sprache der heiligen Schriften verwendet.

In der frühen Kirche galten vor allem die drei Sprachen als heilig, in denen die Inschrift des Kreuzes verfaßt war: „Es war geschrieben auf hebräisch, lateinisch und griechisch.“ (Joh 19,20)

Schließlich hat die lateinische Sprache den großen Vorteil der Zeitlosigkeit. Sie ist eine „vollendete“ Sprache. Während unsere modernen Sprachen sich Jahr für Jahr ändern, kennt die lateinische Sprache - zumindest im liturgischen Gebrauch - schon seit Jahrhunderten keine gravierenden Änderungen und keine einschneidenden Rechtschreibreformen mehr! Dadurch entstehen bedeutende Vorteile: Wir können heute noch ganz genau dieselben Gebete sprechen, welche die Päpste in den ersten Jahrhunderten in Rom gebetet haben! Wir können mit genau denselben Worten beten, mit welchen die Heiligen alle Jahrhunderte hindurch gebetet haben! Wir können noch immer dieselben Melodien singen, welche der heilige Papst Gregor der Große gesammelt und aufgezeichnet hat.

Liturgie ist sichtbar gewordener, zelebrierter Glaube. Durch ihre Unveränderlichkeit ist die lateinische Sprache in hohem Grade geeignet, ewige Wahrheiten auszudrücken.

Abschließend sei noch darauf hingewiesen, daß es einer der großen Verdienste der liturgischen Bewegung war, durch die Förderung und Verbreitung lateinisch/deutscher Handmeßbücher den Gläubigen auch direkt den Zugang zu den Reichtümern der liturgischen Texte zu eröffnen. Wer seinen Schott gut zu gebrauchen weiß, für den wird die lateinische Kultsprache nichts Fremdes bleiben. Sie wird ihm vielmehr behilflich sein, vorzudringen in die Tiefe, und er wird in der Liturgie reichlich Nahrung finden für sein geistliches Leben.

P. Martin Ramm

Zur Seite der

Priesterbruder-
schaft St. Petrus

[Willkommen]

Priesterseminar St. Petrus - D-88145 Opfenbach - Kirchstr. 16 - Tel: 08385/9221-0 Fax: 08385/9221-33

Registergericht Lindau, VR 394, Vorstand: P. Bernward Deneke, P. Dr. Patrick du Fay

Inhaltlich Verantwortlicher gemäß §6 MDStV: Klaus Peter Kuhn