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Kuss und Inzens des Altares

Sobald der Priester nach dem Stufengebet zum Altar emporgestiegen ist, spricht er still das Gebet Oramus te, Domine. Der Inhalt dieses Gebetes findet einen sichtbaren Ausdruck in den begleitenden Riten: Der Priester stützt die gefalteten Hände auf den Altar, beugt sich dann nieder und küßt ihn. Indem er die Hände auf den Altar stützt, will er andeuten, „daß er nicht auf eigene Kraft, sondern auf Christus und die Heiligen sich stütze, und daß er im Vertrauen auf die Verdienste derselben Nachlaß all seiner Sünden von Gott hoffe und erflehe“ (Gihr, Das heilige Meßopfer, Freiburg 1902, S. 334).

Der Kuß ist mehr als nur die rituelle Begrüßung der Opferstätte. Er gilt zunächst dem Altar, insofern er Sinnbild Christi ist. So wird der Altar auch ausdrücklich im Ritus der Subdiakonatsweihe gedeutet, denn während dem Subdiakon die Sorge um die Würde und Sauberkeit der Opferstätte anvertraut wird, spricht der Bischof: „Der Altar der heiligen Kirche nämlich ist Christus selbst, nach dem Zeugnis des heiligen Johannes, der in seiner Offenbarung mitteilt, daß er einen goldenen Altar gesehen habe, der vor dem Throne stand, und auf dem und durch den die Opfer der Gläubigen Gott dem Vater geweiht wurden. (Vgl. Offb 8)“ (Ritus der Subdiakonatsweihe)

Bei der Konsekration des Altares wurde der Altarstein an fünf Stellen mit Chrisam gesalbt. Gewöhnlich sind an diesen Stellen fünf Kreuze in den Stein eingraviert. Ist schon der Chrisam selbst ein Sinnbild für Christus (= „der Gesalbte“), so kommt noch die Symbolik der fünf Kreuze hinzu: Die mittelalterliche Allegorese deutete sie als Symbol für die fünf Wunden Christi. - Und wenn der Priester sich niederbeugt, dann mag er in Demut daran denken, daß mit dem Kuß als äußeres Zeichen der Liebe auch ein moralischer Anspruch zu einem der Liebe zum Herrn entsprechenden Leben verbunden ist, damit er nicht zu einem Kuß des Judas wird, von dem es heißt: „Er näherte sich Jesus, um ihn zu küssen. Jesus aber sprach zu ihm: ‚Judas, mit einem Kuß verrätst du den Menschensohn?‘“ (Lk 22,47 f.)

Nicht zuletzt gilt der Kuß den Reliquien der Martyrer. In dem anfangs erwähnten Gebet Oramus te Domine, welches den Altarkuß begleitet, betet der Priester wiederum um Reinigung von seinen Sünden, indem er spricht: „Herr, wir bitten dich: durch die Verdienste Deiner Heiligen, deren Reliquien hier ruhen, (genau an dieser Stelle küßt der Priester den Altar) und aller Heiligen, verzeih mir gnädig alle Sünden. Amen.“

Nach alter kirchlicher Tradition muß auf jedem Altar, wenn nicht die ganze Altarplatte konsekriert ist, doch wenigstens ein Altarstein vorhanden sein. In dessen Mitte befinden sich unter einem kleinen Deckel die Reliquien von Martyrern, welche bei der Altarweihe hier eingemauert wurden. In der Urkirche gab es den Brauch, vorzüglich am Tag des Martyriums die Messe an den Gräbern der Martyrer zu feiern. Schon um 270 bestätigte Papst Felix I. die längst bestehende Gewohnheit, daß das heilige Meßopfer „über den Gräbern der Martyrer“ zu feiern sei. Als das Christentum Staatsreligion wurde und öffentliche Kirchen gebaut werden konnten, wurde es zur Gewohnheit, die Reliquien der Martyrer mitzunehmen und sie unter den Altären zu bestatten. Sicherlich darf man an dieser Stelle auch an das geheimnisvolle Wort von der Öffnung der sieben Siegel in der Apokalypse des heiligen Apostels Johannes denken, der schreibt: „Und als es das fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altar die Seelen derer, die hingemordet waren um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses willen, an dem sie festhielten.“ (Offb 6,9)

Auf diesem Hintergrund können wir den Kuß des Martyrergrabes zunächst deuten als Ausdruck der Sehnsucht nach Vereinigung mit dem Opfer Christi. Die Martyrer haben ihr Blut vergossen im Bekenntnis des wahren Glaubens und wurden so in ganz einzigartiger Weise gleichgestaltet mit dem Opfer Christi. Hier im Meßopfer sind auch wir aufgerufen, uns in ähnlicher Weise unblutig mit seinem Opfer zu vereinen. Ebenso, wie die Martyrer nicht aus eigener Kraft ihr Lebensopfer dargebracht haben, sondern im Vertrauen und gestützt auf die Kraft des Opfers Christi, ebenso sind wir gerufen, aus derselben Quelle der Kraft zu schöpfen.

Auch wird dieser Kuß zum Ausdruck des Glaubens an die Gemeinschaft der Heiligen. In ihm grüßt der Priester als Vertreter der streitenden Kirche die triumphierende Kirche im Himmel. Die hier ruhen, haben ihr Ziel bereits erreicht und harren in seliger Freude der Auferstehung ihrer Leiber am Jüngsten Tag. So steht der Altarkuß nicht zuletzt zum Zeugnis für den Glauben an die Auferstehung des Leibes: Die Leiber der Heiligen, die hier im Altar ruhen, werden einmal in großer Herrlichkeit auferstehen. Eben dies will der Altarkuß uns sagen, was der heilige Apostel Paulus schreibt: „Unser Heimatrecht ist im Himmel, von wo wir auch den Heiland erwarten, den Herrn Jesus Christus. Er wird unseren armseligen Leib umgestalten, daß er teilhabe an der Gestalt seines verherrlichten Leibes vermöge der Kraft, mit der er sich auch zu unterwerfen vermag das All.“ (Phil 3,20 f.)

Altarinzens

Zwei Riten zu Beginn des feierlichen Hochamtes erinnern in besonderer Weise an den Tag der Weihe des Altares: das sonntägliche Asperges vor Beginn der Messe, sowie die feierliche Beweihräucherung des Altares im Anschluß an den Altarkuß. Beim Anstimmen des Asperges besprengt der Priester dreimal den Altar mit Weihwasser, bevor er dann auch die Gläubigen damit besprengt. Es geschieht dies im Gedenken daran, daß der Altar vor seiner Konsekration mit gregorianischem Wasser gewaschen wurde, wie auch wir in der Taufe gewaschen wurden zur inneren Reinigung und Konsekration unserer Leiber zu Tempeln des Heiligen Geistes.

Wenn nun der Priester zu Beginn der Messe Weihrauch einlegt und den Altar beräuchert, erinnert dies an den Tag, an welchem die oben genannten fünf Kreuze mit Chrisam gesalbt wurden. Damals wurden auch an eben diesen Stellen fünf Häuflein Weihrauchkörner auf dem Altar entzündet und dieser in eine Wolke gehüllt, gleichsam zum Zeichen der Besitzergreifung und Nähe Gottes. Dabei dürfen wir auch an jene Wolke denken, die schon im Alten Testament Zeichen der besonderen Gegenwart Gottes war: „Moses stieg den Berg hinauf; sodann verhüllte die Wolke den Berg. Die Herrlichkeit des Herrn ließ sich auf den Berg Sinai nieder, und die Wolke bedeckte ihn sechs Tage lang. Am siebten Tage rief er den Moses mitten aus dem Gewölk. Die Herrlichkeit des Herrn aber erschien den Israeliten wie ein loderndes Feuer auf dem Bergesgipfel. Moses ging in die Wolke hinein, stieg den Berg hinauf und verblieb vierzig Tage und vierzig Nächte auf dem Berge.“ (Ex 24,15 - 18)

Ähnlich wie Moses tritt auch der Priester im heiligen Meßopfer vor Gott, und nicht weniger gewaltig als die Gotteserscheinung auf dem Sinai ist das Geheimnis des geweihten Altares, wie es im Introitus zur Messe der Kirchweihe heißt: „Terribilis est locus iste - Voll Schauer ist dieser Ort. Gottes Haus ist hier und die Pforte des Himmels!“

P. Martin Ramm

 

 

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