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 Liturgie des Wortes

Die Liturgie des Wortes

 

Dominus vobiscum

Nach dem Gloria folgt zum ersten Mal der liturgische Gruß Dominus vobiscum. Auch wenn er uns vielleicht schon ganz gewohnt geworden ist, entdecken wir darin bei genauem Hinsehen einen Ritus von großer Schönheit in einem harmonischen Zusammenspiel von Wort und Gestus.

Das Wort

Der Gruß Dominus vobiscum (der Herr sei mit euch) ist bereits im Alten Testament zu finden und enthält deutliche Bezüge zum Geheimnis der Menschwerdung. Im Buch Ruth, welches in Bethlehem spielt und die Vorgeschichte des Hauses David schildert, aus dem einst der Messias kommen sollte, gebraucht ihn der Urgroßvater des Jesse:„Boas aber kam soeben von Bethlehem her und sprach zu den Schnittern: ‚Der Herr sei mit euch!‘“ (Ruth 2,4) Der große adventliche Prophet Isaias kündigt uns den Messias an als den Emmanuel: „Dies alles ist geschehen, damit erfüllt würde, was gesagt ist vom Herrn durch den Propheten: ‚Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären, und man wird ihn Emmanuel nennen‘, was übersetzt heißt: ‚Gott mit uns‘ (Is 7,14).“ (Mt 1,22 f.) Mit eben diesen Worten trat auch der Erzengel Gabriel bei Maria ein und grüßte sie: „Sei gegrüßt, Begnadete, der Herr ist mit dir!“ (Lk 1,28) Aus urkirchlicher Zeit haben wir das Zeugnis des heiligen Apostels Paulus, der das Dominus vobiscum in seinem Brief an die Thessalonicher gebraucht: „Er aber, der Herr des Friedens, gebe euch den Frieden zu jeder Zeit und in jeder Weise! Der Herr sei mit euch allen!“ (2 Thess 3,16)

Der Gestus

Bevor der Priester sich zum Dominus vobiscum dem Volk zuwendet, küßt er den Altar. „Da nun der Priester als Mittler zwischen Himmel und Erde am Altare steht, begrüßt er mit dem Altarkuß zuerst die triumphierende Kirche, um derselben Liebe und Huldigung zu erweisen, und danach im ‚Dominus vobiscum‘ die streitende Kirche mit Worten, die Heil und Segen auf dieselbe herabrufen.“ (Gihr, Das heilige Meßopfer, Freiburg 1902, S. 375)

Zum Dominus vobiscum selbst breitet der Priester vor der Brust die Hände aus. Dieser Gestus drückt das Anwünschen des göttlichen Gnadenbeistandes aus und kann zugleich verstanden werden als eine symbolische Umarmung der streitenden Kirche, die der Priester hinzuziehen wünscht zum Altar. Ferner kann man in diesem Gestus eine sammelnde Bewegung angedeutet sehen, durch welche die frommen Gebete und Anliegen der Gläubigen gleichsam eingesammelt werden, um dann im öffentlichen liturgischen Gebet der Kirche vor Gott gebracht zu werden.

Oration

Die erste der Meßorationen wird daher auch trefflich Collecta (= „Sammelgebet“) genannt. In vielsagender Kürze schließt sie all das in sich, worum wir Gott vor allem bitten wollen.

Vor der Oration steht das Oremus. Die ursprüngliche Vollform des Oremus war verbunden mit einem Flectamus genua (beuget die Knie), dem ein kurzes stilles Gebet folgte. Bis heute hat sich das Flectamus genua bei einigen Gelegenheiten wie beispielsweise in den Quatembermessen oder bei den großen Fürbitten des Karfreitags erhalten. In den gewöhnlichen Messen bleibt von der einstigen Gebetspause nur eine ehrfürchtige Verneigung des Priesters vor dem Altarkreuz zum Wort Oremus übrig. „Wenn diese Verneigung würdig und langsam gemacht wird, entsteht von selbst wieder eine Weile, die von stillem Gebet gefüllt werden kann.“ (Theodor Schnitzler, Die Messe in der Betrachtung, Herder-Verlag 1961, Bd. II S. 26) Das Volk ist eingeladen, in diesem kurzen Verweilen sein Gebet mit dem des Priesters zu vereinen. In diese Richtung kann auch das gemeinsam gebetete Amen am Schluß der Oration gedeutet werden.

Die Orante

Nach kirchlicher Vorschrift hält der Priester während der Oration seine Hände in der Haltung der Orante. Sie ist die Gebetshaltung schon der frühen Kirche, wie es Darstellungen in den römischen Katakomben bezeugen. Der Priester, der zum Gebet die Hände emporhält zum Himmel, ist offizieller Beter im Namen und im Auftrag der Kirche.

Auch für die Orante können wir alttestamentliche Vorbilder finden. Als der Pharao den Moses bat, beim Herrn Fürsprache einzulegen, damit die Hagelplage aufhöre, sprach Moses: „Sobald ich die Stadt verlasse, will ich meine Hände zum Herrn ausbreiten; dann hören die Donnerschläge auf, der Hagel wird nicht mehr fallen, damit du erkennst, daß dem Herrn die Erde gehört.“ (Ex 9,29) Ein zweites Mal sehen wir den Moses mit erhobenen Armen auf dem Berg in der Wüste beim Kampf gegen Amalek: „Solange Moses nun seine Hände erhob, obsiegte Israel; sobald er aber seine Hände sinken ließ, waren die Amalekiter überlegen.“ (Ex 17,11)

Die Erhebung der Hände ist Ausdruck der Innigkeit des Flehens [‚händeringend‘], wie es beim Psalmisten heißt: „Höre auf mein lautes Flehen, da ich zu dir um Hilfe rufe, da ich meine Hände hebe zu deinem Allerheiligsten im Tempel.“ (Ps 28,2) Die emporgerichteten Hände sagen Gott Lob: „So will ich dich rühmen mein Leben lang, in deinem Namen die Hände erheben!“ (Ps 63,5) Sie zeigen die Richtung unseres Gebetes und werden in dem Psalmvers, den der Priester im feierlichen Amt zur Beweihräucherung des Altares bei der Opferung spricht, sogar ausdrücklich zum Opfergestus: „Elevatio manuum mearum sacrificium vespertinum. - Herr, laß mein Gebt wie Weihrauch vor Dein Antlitz dringen. Wie ein Abendopfer sei vor Dir das Erheben meiner Hände.“ (Ps 141,2)

Nicht zuletzt nimmt der betende Priester gleichsam die Haltung Christi ein: „Seine erhobenen Hände erinnern an Christi Hände, die der Erlöser vor dem Throne des Vaters erhebt, ‚ut Deo Patri nostra pretia libertatis ostenderet‘, so sagt Ambrosius, ‚um Gott dem Vater die Wunden, den Preis unserer Erlösung, zu zeigen‘ (Comm. in Luc 10,24)“ (Theodor Schnitzler, ebd. S. 24)

Die Lesungen

Den vollen Sinn der Lesungen der heiligen Messe (Lesung und Evangelium) wird man nur verstehen, wenn man bedenkt, daß sie eine zweifache Zielrichtung haben: In erster Linie dienen auch sie dem Lob und der Ehre Gottes und erst in zweiter Linie der Belehrung des Volkes. Gewiß kann man das eine weder vom anderen trennen noch es gegeneinander ausspielen, jedoch würde man zu kurz schauen, wenn man nur den belehrenden Charakter betonen wollte. Sicher ist es nach traditionellem Verständnis nicht die Absicht der Liturgie gewesen, den Gläubigen in der Liturgie einen Ersatz für die private Schriftlesung zu geben.

Wo ein Mensch ob seiner Verdienste besonders geehrt und ausgezeichnet werden soll, hält man gewöhnlich eine Laudatio. Ganz ähnlich tut dies die Kirche in den Lesungen: Sie sind primär Laudatio, nämlich rühmendes Erwähnen der Großtaten Gottes. Und wie könnte dies besser geschehen als mittels des geoffenbarten Wortes der Heiligen Schrift? Daß diese gottesdienstliche Verkündigung selbst durchaus auch einen gewissen Opfercharakter hat, erkennt man an der Tatsache, daß der Verkünder nach dem traditionellen Verständnis mit einer eigenen amtlichen Vollmacht ausgestattet sein muß (deputatio ad cultum divinum). Dies spiegelt sich wider im Ritus der höheren Weihen: Der hier ausgedrückte Opfergedanke wird von Stufe zu Stufe gesteigert:

In der Weihe der Subdiakone hören wir: „Nehme hin das Epistelbuch und habe die Gewalt, die Epistel in der Kirche vorzulesen, sowohl für die Lebenden als für die Verstorbenen.“ Den nächsten Schritt stellt die Weihe der Diakone dar: „Empfange die Vollmacht, das Evangelium in der Kirche Gottes zu lesen, sowohl für die Lebenden als für die Verstorbenen.“ Schließlich heißt es im Ritus der Priesterweihe: „Empfange die Gewalt, das Opfer Gott darzubringen und Messen zu lesen, sowohl für die Lebenden als für die Verstorbenen.“ Die Lesung und das Evangelium stehen also gewissermaßen in einer Linie und sind hingeordnet auf das unüberbietbare Lob im eucharistischen Opfer. Wenn die Lesungen nur zur rein intellektuellen Bereicherung der Zuhörer gedacht wären, dann könnte man nicht verstehen, welchen Vorteil die Verstorbenen (s. o.) von solch einer Lesung haben sollten! Vom Lobopfer (sacrificium laudis) spricht der Hebräerbrief: „Durch ihn also wollen wir Gott allzeit ein Lobopfer darbringen, das ist die Frucht von den Lippen derer, die seinen Namen preisen.“ (Hebr 13,15) Dieser besondere Charakter wird im feierlichen Hochamt beim Evangelium durch den gesamten kultischen Vollzug betont: durch den Weihrauch, den feierlichen Gesang, die lateinische Kultsprache, die gefalteten Hände, den Kuß und durch die Kerzen der Akolythen.

Munda cor

Vor dem Evangelium betet der Priester in der Mitte des Altares tief gebeugt um Reinigung: „Reinige mein Herz und meine Lippen, allmächtiger Gott. Wie Du einst die Lippen des Propheten Isaias mit glühenden Kohlen gereinigt hast, reinige auch mich in Deinem gnädigen Erbarmen, und laß mich so Dein heiliges Evangelium würdig verkünden.“ Wir werden erinnert an die erhabene Szene der Prophetenberufung in der Vision des Isaias: „Vor der Stimme des Rufenden erbebten die Pfosten der Türschwellen, und der Tempelraum füllte sich mit Rauch. Da sprach ich: ‚Wehe mir, ich bin verloren; denn ein Mann mit unreinen Lippen bin ich und wohne unter einem Volke mit unreinen Lippen! Denn den König, den Herrn der Heerscharen, haben meine Augen gesehen.‘ Da flog zu mir einer der Seraphim heran, in seiner Hand einen glühenden Stein, den er mit einer Zange vom Altar genommen hatte. Mit ihm berührte er meinen Mund und sprach: ‚Siehe, dies hat deine Lippen berührt, gewichen ist deine Schuld, deine Sünde gesühnt.‘ Und ich hörte die Stimme des Herrn, der da sprach: ‚Wen soll ich senden, wer wird für uns gehen?‘ Und ich erwiderte: ‚Hier bin ich, sende mich!‘“ (Is 6,4 - 8)

Die Evangelienseite

In der einfachen Messe trägt der Ministrant, während der Priester das Munda cor betet, das Missale auf die linke Seite des Altares (= Evangelienseite). Die Evangelienseite birgt in sich einen schönen Sinn: Dort, wo der Kirchenbau nach Osten hin ausgerichtet ist, weist sie in Richtung Norden. Aus diesem Grund steht das Meßbuch auf der Evangelienseite auch immer schräg, um so die Ausrichtung nach Norden zu unterstreichen. - Der Norden ist die Himmelsrichtung, aus der die Sonne nie scheint, die Seite der Finsternis. Wenn das Evangelium symbolisch nach Norden hin verkündet wird, dann wird dadurch veranschaulicht, daß das Evangelium Licht ist, welches leuchtet in der Finsternis (vgl. Joh 1,5). Im feierlichen Hochamt wird dies zusätzlich unterstrichen durch die Evangeliumsprozession in Richtung Norden und durch die brennenden Kerzen der Akolythen.

Das Kreuzzeichen

Der Priester bezeichnet den Beginn des Evangeliums mit einem Kreuz, und auch die Gläubigen bekreuzigen sich an Stirn, Mund und Brust. Dieser Ritus mag unsere Bereitschaft ausdrücken. Das Wort Gottes soll unsere Gedanken formen, auf unseren Lippen wiederklingen und in Liebe im Herzen bewahrt und erwogen werden. Auch das Stehen beim Evangelium ist Ausdruck wacher Aufmerksamkeit: Der Christ drückt aus, „daß er sich zusammengenommen hat. Er ist wach, aufmerksam, gespannt. Und er ist bereit. Denn wer steht, kann sofort auf und davon gehen; kann ungesäumt einen Auftrag ausführen; mit einer Arbeit beginnen, die ihm zugewiesen wird. Das ist die andere Seite der Ehrfurcht vor Gott. Im Knien war es die anbetende, in Sammlung verharrende; hier die wache, tätige. Solche Ehrfurcht hat der aufmerksame Gehilfe, der gerüstete Kämpfer. Sie offenbart sich im Stehen.“ (Romano Guardini, Von heiligen Zeichen, Matthias-Grünewald-Verlag Mainz 1985, S. 19)

Der Kuß

Am Ende küßt der Priester den Beginn des Evangeliums, indem er spricht: „Durch die Worte des Evangeliums mögen getilgt werden unsre Sünden.“ Dieser Kuß ist Ausdruck der Ehrfurcht vor dem Wort Gottes, und das begleitende Gebet spricht von der Überzeugung, daß dem geoffenbarten Gotteswort selbst eine exorzistische, sündentilgenden und reinigende Kraft zukommt: Wo das Licht leuchtet, dort wird die Finsternis vertrieben! „Gib darum acht, daß nicht das Licht, das in dir ist, Finsternis sei.“ (Lk 11,35) Jesus selbst hat in der Wüste dem Satan das Wort der Schrift entgegengehalten, denn „lebendig ist das Wort Gottes, wirksam und schärfer als jedes doppelt geschliffene Schwert; es dringt durch bis zur Trennung von Seele und Geist, von Gelenk und Mark, und ist Richter über Gedanken und Regungen des Herzens.“ (Hebr 4,12)

P. Martin Ramm

 

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