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Von der Bedeutung des Gotteshauses

 

Bevor wir uns der Erklärung des eigentlichen Meßritus zuwenden, wollen wir uns zunächst noch ein wenig beim ‚Rahmen‘ aufhalten, in den das heilige Geschehen hineingestellt ist.

Nach dem Wunsch des II. Vatikanischen Konzils soll „das Gotteshaus, in dem die Heiligste Eucharistie gefeiert und aufbewahrt wird, in dem die Gläubigen sich versammeln und die Gegenwart des auf dem Opferaltar für uns dargebrachten Erlösers zur Hilfe und zum Trost der Gläubigen verehrt wird, ... schön sein, geeignet zu Gebet und heiliger Handlung“ (PO 5) Entsprechend hat sich im Laufe der Jahrhunderte der Glaube Ausdruck geschaffen in einer von reicher Symbolik geprägten Architektur. Aus der Art und Weise, wie in bestimmten Epochen die Kirchen gebaut wurden, kann man vieles ablesen über das religiöse Leben dieser Zeit.

Genau wie die priesterlichen Gewänder, so enthalten auch unsere Gotteshäuser eine ‚Botschaft‘. Wer sie versteht, wird schon mit dem bewußten Eintritt in die Kirche seine persönliche Vorbereitung zur Teilnahme am Meßopfer beginnen.

Die Stufen zur Kirche

Gewöhnlich steigt man auf Stufen empor zum Portal der Kirche. Diese Stufen sagen uns ein erstes „Sursum corda!“ Sie wollen uns helfen, uns innerlich zu erheben, denn Gebet ist ja nichts anderes als die Erhebung der Seele zu Gott. - Wer emporsteigt, muß notwendig etwas unter sich lassen. Wir denken an die alttestamentlichen Psalmverse, mit denen die Juden hinaufstiegen zum Tempelberg: „Wer darf hinaufsteigen zum Berg des Herrn, wer darf seine heilige Wohnstatt betreten? Wer schuldlose Hände hat und ein reines Herz, wer sein Begehren nicht auf Böses richtet und keinen Meineid schwört. Dieser wird Segen vom Herrn empfangen und gerechten Lohn vom Gott seines Heiles.“ (Ps 24,3 - 5)

Die Pforte der Kirche

Wenn wir in die Kirche eintreten, dann will uns die Schwelle der Kirche ins Bewußtsein rufen, daß wir auch innerlich eine Schwelle überschreiten sollen: vom Profanen ins Sakrale, von der Welt hinein ins Heiligtum. Die Welt lassen wir dabei ganz bewußt ‚draußen‘, oder besser gesagt ‚drunten‘. Es tut so sehr not, im Bewußtsein der Christen wieder die Ehrfurcht vor der Kirche als heiligem Ort zu verankern!

Die Pforte „will mehr, als nur einen nüchternen Zweck erfüllen, sie redet. Wenn du durch ihren Rahmen gehst, und bist innerlich wach, dann fühlst du: Nun verlasse ich das Draußen; ich trete in ein Inneres ein. Draußen ist die Welt ... Durch die Pforte treten wir in ein Drinnen ein, vom Markt geschieden, still und geweiht: ins Heiligtum ... Und wenn einer durch sie hindurchgeht, dann spricht sie zu ihm: Laß draußen, was nicht hereingehört, Gedanken, Wünsche, Sorgen, Neugierde, Eitelkeit. Alles, was nicht geweiht ist, laß draußen. Mach dich rein, du trittst ins Heiligtum. Wir sollten nicht eilfertig durch die Pforte laufen! Sollten mit Bedacht hindurchgehen und unser Herz auftun, damit es vernehme, was sie spricht.“ (Romano Guardini, Von heiligen Zeichen, Matthias-Grünewald-Verlag Mainz 1985, S. 28)

Bei der Konsekration der Kirche schlug der Bischof zur feierlichen Öffnung der Pforte dreimal mit seinem Stab gegen die geschlossene Tür und betete dabei den Psalmvers: „Erhebt eure Häupter, ihr Tore, erhebt euch, ihr uralten Pforten, daß der König der Herrlichkeit einziehen kann! ‚Wer ist denn der König der Herrlichkeit?‘ Der Herr, der Starke, der Held! Der Herr, der Held im Kampf! Erhebt eure Häupter, ihr Tore, erhebt euch, ihr uralten Pforten, daß der König der Herrlichkeit einziehen kann!  ‚Wer ist denn der König der Herrlichkeit?‘ Der Herr der Heerscharen, er ist der König der Herrlichkeit! (Ps 24,7 - 10)

Während wir den steinernen Gottestempel betreten, erinnern wir uns, daß der Herr selbst Einlaß begehrt in das lebendige Heiligtum unserer Seele: „Höre den Ruf. Was hilft dir das Haus von Holz und Stein, wenn du nicht selbst lebendiges Haus Gottes bist? Was hilft es dir, wenn die Tore sich hoch wölben, und schwere Flügel sich voneinander tun, aber drinnen, in dir, öffnet sich nichts, und der König der Herrlichkeit findet keine Stätte, darin Er wohnen könne?“ (Romano Guardini, ebd. S. 30)

Gleich beim Betreten des Gotteshauses vollziehen wir sodann zwei Gesten, die uns ebenfalls in rechter Weise einstimmen wollen: Wir nehmen Weihwasser und beugen das Knie.

Das Weihwassernehmen

Schon von der natürlichen Symbolik des Wassers her ist es leicht verständlich, wie das Weihwassernehmen zum Ausdruck des Verlangens nach Reinigung wird. Dabei geht es selbstverständlich nicht um die Reinigung von äußerem Staub und Schmutz, sondern um die Reinigung von jenem Schmutz, der unsere Seelen befleckt: die Sünde.

Beim letzten Abendmahl hat Christus den Aposteln die Füße gewaschen: „Wer ein Bad genommen, braucht sich nur die Füße zu waschen, er ist ja ganz rein.“ (Joh 13,10) Das Bad deuten wir auf das Bußsakrament. Im Weihwassernehmen mag sich unsere Sehnsucht ausdrücken, ähnlich wie die Apostel auch noch gereinigt zu werden vom Staub der Straße, von den kleinen Sünden und Unvollkommenheiten des Alltags, um so volle Gemeinschaft zu haben mit dem Licht.

Auch sehen wir einen Bezug zu zwei Riten, die eine auffallende Ähnlichkeit miteinander haben, nämlich die Kirchweihe und der Taufe: So, wie am Tag der Kirchweihe die Kirche mit Weihwasser besprengt und der Altar gewaschen wurde, so wurden auch wir zu geweihten Gottestempeln durch die Waschung mit dem Wasser der Taufe. Damals geschah unsere erste und grundlegende Reinigung. Durch sie sind wir eingetaucht und gereinigt im Blut Christi, wiedergeboren zum neuen Leben der Gotteskinder und konsekriert als Tempel des Heiligen Geistes: „Wißt ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt? Ihn habt ihr von Gott, und nicht euch selber gehört ihr. Denn ihr wurdet erkauft um einen Preis. So verherrlicht denn Gott in eurem Leibe!“ (1 Kor 6,19 f.) - Der (alte) Ritus der Kindertaufe beginnt bekanntlich ebenfalls an der Schwelle der Kirche. Hier bezeichnet der Priester den Täufling mit dem Kreuzzeichen und spricht dabei:  „Empfange das Zeichen des Kreuzes auf die Stirn und auf das Herz. Ergreife den Glauben an die himmlische Lehre und wandle so, daß du ein Tempel Gottes sein kannst.“ (Ritus der Kindertaufe)

Übrigens dürfen wir in diesem Zusammenhang auch das sonntägliche Asperges verstehen als feierlichere Form des Weihwassernehmens zu Beginn der Messe: „Besprenge mich, o Herr, mit Ysop, und ich werde rein; wasche mich, und ich werde weißer als Schnee.“

„Das Weihwassertröpfchen, das vor dem Sonntagshochamt auf uns niederfällt, will uns eine Predigt halten am Tor der heiligen Feier des Opfers Jesu Christi: Sei stolz, daß du kommen darfst, du getaufter Christ, und danke dem, der dich gerufen hat. Sei demütig, du sündiger Christ, und ehe du kommst, bitte den, der allein das Taufkleid deiner Seele wieder zu waschen vermag, und es wird weißer als der Schnee!“ (Balthasar Fischer, Was nicht im Katechismus stand, Paulinus-Verlag Trier 1953, S. 50)

Die Kniebeuge

Vor dem Herrn im Tabernakel beugen wir die Knie. Vom äußeren Akt her ist die Kniebeuge ein ‚Sich klein machen‘. Sie drückt einen inneren Akt der Anbetung aus und fördert in uns zugleich die Haltung der Ehrfurcht.

Alles im Hause Gottes soll heilige Ehrfurcht atmen. Wie wir sehen werden, ist die ganze Liturgie der heiligen Messe gleichsam durchsetzt von feinen Zeichen der Ehrfurcht, so daß man sie nicht zu Unrecht eine Schule der Ehrfurcht nennt. Schließlich will auch das Schweigen, welches in unseren Kirchen herrschen sollte, ein Zeichen der Ehrfurcht vor der Heiligkeit des Ortes sein!

P. Martin Ramm

 

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