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Die Opferung

Bevor wir die einzelnen Gebete und Vollzüge der Opferung betrachten, ist es lohnend, einen Blick auf das Ganze zu werfen, denn der Aufbau der Opferung zeugt von einer großen Schönheit und inneren Geschlossenheit vieler zu einer harmonischen Einheit zusammengewachsener Elemente.

Ganz zu Beginn steht ein feierliches Oremus. Normalerweise folgt auf jedes Oremus eine Oration. An dieser Stelle allerdings kommt gleich danach ein gesungener oder rezitierter Psalmvers (Offertorium) sowie mehrere durch stille Gebete begleitete Riten. Die erste eigentliche Oration ist erst wieder die Secret ganz am Ende der Opferung. Nach einer Erklärung des Papstes Innocens III. (1198-1216) gehörten das Oremus zu Beginn und die Secret ursprünglich tatsächlich zusammen. Noch heute bilden sie gleichsam den Rahmen für die Handlung der Opferbereitung, welche ursprünglich wohl zwischen diesem Oremus und der Seckret still vollzogen wurde. Im Laufe der Zeit wurde sie mehr und mehr angereichert bis hin zur heutigen Gestalt. Auffällig ist, daß in den wechselnden Texten der Secret gewöhnlich der Opfergedanke sehr stark ausgedrückt wird, wie beispielsweise am Pfingstmontag, wo es heißt: „Wir bitten Dich, o Herr: heilige in Deiner Güte diese Gaben; nimm an dieses geistige Opfer und mache uns selbst so zur vollendeten Opfergabe für Dich.“

 

Das Opfer der Kirche

In den Riten und Gebeten der Opferung finden wir große spirituelle und theologische Reichtümer. Ganz im Mittelpunkt des heiligen Vollzuges steht das Opfer der Kirche, welches immer unter einem zweifachen Aspekt betrachtet wird: Primär handelt es sich um die materiellen Opfergaben von Brot und Wein, die allein durch die Hände des geweihten Priesters dargebracht werden und die schließlich in den Opferleib und das Opferblut Christi verwandelt werden. Zugleich aber wird die äußere Opfergabe zum Bild und Ausdruck eines gleichsam existentiellen Opfers, nämlich der lebendigen Opfergabe des gläubigen Volkes, die dargebracht wird kraft des allgemeinen Priestertums aller Getauften. Dieser existentielle Aspekt des Opfers wird zunächst symbolisch dargestellt im Ritus der Opferung des Brotes und des Weines unter Beimischung eines Wassertropfens bevor er dann ausdrücklich genannt wird im Gebet In spiritu humilitatis.

Die Erhebung der Patene

Der Opfergestus der Erhebung der Patene mit der darauf liegenden Hostie wird begleitet und unterstrichen durch die Bitte, Gott möge die Opfergabe annehmen, IHM zur Ehre und uns zum Heil: „Heiliger Vater, allmächtiger ewiger Gott, nimm diese makellose Opfergabe gnädig an. Dir, meinem lebendigen, wahren Gott, bringe ich, Dein unwürdiger Diener, sie dar für meine unzähligen Sünden, Fehler und Nachlässigkeiten. Ich opfere sie auf für alle Umstehenden und alle Christgläubigen, für die Lebenden und Verstorbenen. Gib, daß sie mir und ihnen zum Heile gereichen für das ewige Leben. Amen.“

Immaculata hostia

Die deutenden Worte des Oblationsgebetes sprechen von einer hostia immaculata. Das Wort hostia (= Opfergabe) steht zunächst für die erste und unmittelbare Opfergabe, nämlich das Brot. Zugleich aber deuten wir die Hostie auch als Sinnbild für jenes oben genannte existentielle Opfer. Das Brot steht stellvertretend für die Grundbedürfnisse des Menschen und wird so zum Symbol für den Menschen selbst. Durch das allgemeine Priestertum befähigt, sind die Gläubigen aufgerufen zur Ausübung ihrer allgemeinen priesterlichen Würde, indem sie zugleich mit der Hostie sich selbst opfern und sich gleichsam geistig selbst mit auf die Patene legen, verbunden mit der Bitte, Gott möge auch dieses Opfer gnädig annehmen und verwandeln.

Für die Bezeichnung der Opfergabe als immaculata (= makellose) hostia finden wir mehrere schöne Erklärungen. Alle gehen selbstverständlich davon aus, daß jede Gabe zur Ehre Gottes nicht anders sein soll als makellos. Schon von den vorbildlichen Opfern des Alten Bundes war ausdrücklich verlangt, daß sie immaculata hostia seien, denn so sprach Gott durch Moses zu den Israeliten: „Nehmt einen Ziegenbock zum Sündopfer sowie ein Kalb und ein Lamm zum Brandopfer, beide einjährig und fehlerlos (sine macula).“ (Lev 9,3) Vom Gott geschuldeten Opfer des Erstlingswurfes lesen wir: „Hat er einen Makel (= maculam), sei es, daß er blind oder lahm oder sonst mit einem bösen Fehler behaftet ist, so opfere ihn dem Herrn, deinem Gott, nicht!“ (Dt 15,21) Auch die materiellen Gaben von Brot und Wein, die zur Feier der heiligen Messe benutzt werden, müssen nach den Vorschriften der Kirche ganz rein sein: immaculata hostia. Schließlich gilt dies auch für das durch die äußeren Gaben bezeichnete geistige Opfer, denn all die vielen bisher besprochenen, vorausgehenden Bußriten im ersten Teil der Messe mit der immer wiederkehrenden Bitte um ein reines Herz zielen genau in diese Richtung, uns selbst für Gott als eine immaculata hostia zu bereiten. Erst die Reinheit der Gesinnung verbürgt die Gottwohlgefälligkeit all unserer guten Werke. In diesem Sinn spricht der Psalmist: „Ein reines Herz erschaffe mir, Gott, und gefestigten Geist mach neu in meiner Brust! ... Denn Schlachtopfergaben gefallen dir nicht, und brächte ich Brandopfer dar, du möchtest es nicht. Opfer für Gott ist ein zerknirschter Geist; ein zerknirschtes und zerschlagenes Herz wirst du, o Gott, nicht verschmähen.“ (Ps 51,12.19) Beim heiligen Apostel Paulus lesen wir die Aufforderung: „Ich ermahne euch nun, Brüder, um der Erbarmungen Gottes willen: Bringt eure Leiber dar als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer (hostiam viventem, sanctam, Deo placentem), als euren sinnvoll entsprechenden Gottesdienst. Macht euch nicht die Art dieser Welt zu eigen, sondern wandelt euch um durch Erneuerung eures Denkens, um zu prüfen, was der Wille Gottes ist, was gut, wohlgefällig und vollkommen.“ (Röm 12,1 f.)

Der Mischungsritus

Bei der Bereitung des Kelches gibt der Priester einen Tropfen Wasser in den Wein und spricht dabei die begleitenden Worte einer ehemaligen Weihnachtsoration: „Gott, Du hast den Menschen in seiner Würde wunderbar erschaffen und noch wunderbarer erneuert; laß uns durch das Geheimnis dieses Wassers und Weines teilnehmen an der Gottheit dessen, der sich herabgelassen hat, unsere Menschennatur anzunehmen, Jesus Christus, Dein Sohn, unser Herr ...“ So wird dieser Ritus in eine zweifache Richtung gedeutet: Zunächst bezeichnet er das Geheimnis der Verbindung von göttlicher und menschlicher Natur in Christus (hypostatische Union), wobei der Wein für die göttliche, das Wasser für die menschliche Natur steht. Zugleich aber sehen wir darin einen schönen Hinweis auf das Geheimnis unserer eigenen Erlösung, denn wie der Tropfen Wasser in den Wein, so wird auch der erlöste Mensch seinsmäßig hineingenommen und gleichsam eingetaucht in das Geheimnis der Gottheit. Als Getaufte sind wir durch die heiligmachende Gnade „teilhaft der göttlichen Natur - divinae consortes naturae“ (2 Petr 1,4)!

In einem Text des Konzils von Trient finden wir weitere tiefsinnige Ausdeutungen dieses unscheinbaren, aber sehr gehaltvollen Ritus: „Endlich mahnt die heilige Kirchenversammlung, daß es kirchliche Vorschrift für die Priester ist, dem Wein, der im Kelch geopfert wird, Wasser beizumischen, sowohl deshalb, weil wohl auch Christus so getan hat, aber auch, weil aus seiner Seite zugleich mit dem Blut auch Wasser hervorgegangen ist. Dieses Geheimnisses wird durch die Vermischung gedacht. Und da in der Geheimen Offenbarung des heiligen Johannes die Völker Wasser genannt werden, so wird die Vereinigung des gläubigen Volkes mit Christus dem Haupt dargestellt.“ (22. Sitzung [1562], 7. Kapitel, NR 604)

Gebet der Selbstaufopferung

Eben dieser Gedanke der mit dem Opfer Christi verbundenen Selbstopferung des christlichen Volkes, der in den bisherigen Riten mehr sinnbildlich dargestellt wurde, wird im folgenden Gebet In spiritu humilitatis ausdrücklich formuliert. Nach der Opferung von Brot und Wein nimmt der Priester äußerlich eine demütig verbeugte Haltung ein und bittet, Gott möge durch das eucharistische Opfer auch uns selbst zu einer ihm wohlgefälligen Opfergabe machen: „Laß uns, Herr, im Geiste der Demut und mit zerknirschtem Herzen bei Dir Aufnahme finden. So werde unser Opfer heute vor Deinem Angesichte, auf daß es Dir wohlgefalle, Herr und Gott.“ Zum vollen Verständnis dieses Textes ist zu bedenken, daß er aus dem alttestamentlichen Bußgebet der drei Jünglinge im Feuerofen entnommen ist. Weil sie verhindert waren, Gott äußere Opfer darzubringen, boten sie sich selbst als Sühnopfer an: „Es ist in gegenwärtiger Zeit kein Fürst vorhanden, kein Prophet oder Lenker, kein Brand- und Schlachtopfer mehr, kein Speiseopfer und Räucherwerk, kein Ort, um Erstlingsgaben zu spenden vor dir und so Erbarmen zu finden. Doch mit zerknirschtem Herzen und demütigem Geiste laß uns Aufnahme finden, als kämen wir mit Brandopfern von Widdern und Stieren und unzähligen fetten Lämmern! So komme unser Opfer heute vor dich und möge dich versöhnen!“ (Dan 3,38 - 40)

Derselbe Gedanke der Selbstaufopferung wird deutlich schön ausgedrückt in der Secret des Dreifaltigkeitssonntags: „Herr, unser Gott, wir bitten Dich: heilige diese Opfergabe durch die Anrufung Deines heiligen Namens und mache durch sie uns selber zur vollendeten ewigen Opfergabe für Dich.“

 

P. Martin Ramm

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