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 Einführung in die klassische Liturgie

Eine Einführung zur Liturgie

Unsere Liebe zur hl. Messe wird sicherlich dadurch gefördert und vertieft, daß wir uns immer wieder um ein tieferes Verständnis für den Sinn und die Schönheit der gottesdienstlichen Riten und Zeremonien bemühen. - Je besser wir sie kennen, desto mehr werden wir sie lieben!

Schon rein vom kulturellen Wert her betrachtet, aber noch viel mehr vom geistlichen und religiösen Gehalt her, ist die hl. Messe ein Kunstwerk, ein wahrer Schatz! - Die Liturgie ist reich an Symbolen, und das bessere Verständnis dieser Symbole hilft uns zum lebendigeren inneren Mitvollzug.

Fremde Sprache

Wenn wir in ein fremdes Land kommen, dessen Sprache wir nicht beherrschen, so werden wir in der ersten Zeit wenig bis nichts verstehen. Zwar werden wir einen gewissen Eindruck gewinnen von der Melodik der Sprache, aber es dürfte uns kaum gelingen, auch nur die einzelnen Wörter auseinanderzuhalten. Sobald wir jedoch mit der Sprache vertraut werden, werden wir anfangen, einzelne Wörter zu unterscheiden und zu verstehen, und wenn wir dann ein wenig Übung haben, wird uns die Sprache bald nicht mehr fremd sein.

Die „Sprache“ der Liturgie

Ganz ähnlich verhält es sich mit der Sprache der Liturgie der katholischen Kirche: Wer sie nicht kennt, wird zunächst wohl nur einen sehr oberflächlichen Eindruck gewinnen und nicht allzu viel von dem verstehen, was sie sagen will.- Freilich haben nicht selten solche ersten oberflächlichen Eindrücke den Anstoß zu einer echten Bekehrung gegeben!

Die Sprache der Liturgie besteht nicht nur aus Worten, sondern ihre Sprache ist der Ritus, nämlich ein Ineinander und Miteinander von heiligen Worten und heiligen Gesten.

Muttersprache

Manche Menschen haben das große Glück, die Sprache der Liturgie erlernt zu haben wie ihre eigene Muttersprache. Sie sind in sie hineingewachsen, und sie wurde ihr Eigentum von Kindheit an, ohne daß sie sich besonders darum bemühen mußten. Andere aber müssen sie erst später mühsam erlernen.

 In der Schule werden nicht nur fremde Sprachen unterrichtet, sondern sogar in allererster Linie die Muttersprache. Dies ist notwendig, damit die Kinder lernen, ihre Sprache sauber und fehlerfrei zu gebrauchen und damit ihr Horizont erweitert wird für den ganzen Reichtum der Sprache.

 - Auch für uns, die doch meistens von Kindheit an mit der Sprache der Liturgie vertraut sind, ist es notwendig und wird es nicht ohne Nutzen sein, uns immer und immer wieder damit zu beschäftigen.

 Der Reichtum dieser Sprache ist so groß, daß wir darin immer wieder Neues entdecken werden. Wir sollten ein großes Interesse haben, die Sprache der Liturgie zu erlernen, und wir sollten sie lieben wie unsere Muttersprache. Sie ist ja die Sprache, mit der die Kirche auf Erden Gott, den himmlischen Vater, verherrlicht.

Vom Sinn liturgischer Symbole und Riten

Die Sprache der Liturgie, den Ritus, haben wir bezeichnet als ein Ineinander und Miteinander von heiligen Worten und heiligen Gesten. Zum besseren Verständnis der gottesdienstlichen Riten müssen wir nun einen zweifachen Zusammenhang bedenken, welcher jedem Ritus eigen ist:

(1) Wort und Gestus stützen und deuten einander. Die kultische Handlung verlangt nach dem deutenden kultischen Gebetswort, und das kultische Wort manifestiert sich wiederum im Gestus: Das Wort sagt: „Mea culpa“, während die Hand an die Brust schlägt.

 - Der Ritus der hl. Messe ist ein großes Kunstwerk aufeinander abgestimmter und im Laufe der Jahrhunderte zu einer wunderbaren Einheit verwachsener Riten.

 (2) Der Ritus selbst hat in seinem Vollzug gleichsam eine Innen- und eine Außenseite, die wiederum in einem wechselseitigen Verhältnis zueinander stehen:

 1. Der Ritus will Ausdruck einer inneren Haltung sein.

2. Zugleich will er aber auch eine innere Haltung hervorbringen, fördern, stützen und stärken.

 Eine schöne Kniebeuge ist Ausdruck der inneren Ehrfurcht und hilft zugleich, einen guten Akt der Gottesverehrung zu setzen.

Die leib-seelische Natur des Menschen

Diese Grundstruktur des Ritus entspricht ganz genau der leib-seelischen Natur des Menschen. Wären wir reine Geister, dann bräuchten wir nicht den sichtbaren Ausdruck, aber so ist es notwendig, daß wir innere Haltungen in äußeren Formen ausdrücken.

 Dazu sagt das Konzil von Trient: „Die Menschennatur ist so beschaffen, daß sie nicht leicht ohne die Beihilfe von außen zur Betrachtung göttlicher Dinge emporsteigen kann. So hat die gütige Mutter, die Kirche, bestimmte Formen für den Gottesdienst eingeführt, daß nämlich in der Messe manches leise, anderes aber mit lauter Stimme gesprochen werden solle. Ebenso nahm sie gottesdienstliche Handlungen in Gebrauch, wie geheimnisreiche Segnungen, Lichter, Weihrauch, Gewänder und vieles andere dergleichen nach apostolischer Anordnung und Überlieferung. Dadurch sollten die Hoheit dieses großen Opfers zum Bewußtsein gebracht und die Herzen der Gläubigen mittels dieser sichtbaren Zeichen des Gottesdienstes und der Frömmigkeit zur Betrachtung der erhabenen Dinge, die in diesem Opfer verborgen liegen, aufgerufen werden.“ (Konzil von Trient, 22. Sitzung [1562], 5. Kapitel, NR 602)

Riten im Alltag

Die Notwendigkeit ritueller Ausdrucksweisen gilt auch im alltäglichen Leben des Menschen. Im Leben einer Familie beispielsweise wird es ganz und gar nicht genügen, die gegenseitige Hochachtung und Liebe nur im Herzen zu haben, sonst aber auf jeden äußeren Ausdruck von Zuneigung zu verzichten. Vielmehr will auch hier die innere Haltung ausgedrückt werden in sichtbaren äußeren Zeichen: in freundlichen Worten, in grüßenden Gesten, einem Lächeln. (Denken wir etwa an die Sprache der Blumen bei Verlobten und Jungverheirateten!)

Wenn solche äußere Zeichen als Ausdruck der inneren Haltung unterbleiben, wenn man einander nicht mehr grüßt und einander nicht mehr durch kleine Aufmerksamkeiten erfreut, dann wird ganz sicher die Atmosphäre bald merklich kühler werden, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch im Inneren die Liebe erkaltet und die gegenseitige Hochachtung schwindet.

Religiöse Riten

Genauso können wir auch im religiösen Leben nicht auf die äußeren Zeichen der Ehrfurcht und Liebe verzichten und sagen: „Hauptsache es stimmt im Inneren, und ich habe Ehrfurcht im Herzen.“ Wenn auch die rechte innere Haltung zweifellos wichtiger ist als ihr äußerer Ausdruck, so wäre es doch ganz falsch, die äußere Seite der Liturgie als nebensächlich zu betrachten! Ohne äußere Zeichen der Ehrfurcht wird auch die innere Ehrfurcht zwangsläufig schwinden. Eine Liturgie, die meint, ohne oder nur mit einem Minimum von äußeren Riten auszukommen, wird langsam aber sicher flach, kalt und unfruchtbar werden, weil sie nicht mehr im stande ist, die innere Haltung zu fördern und das Gemüt des Menschen zu bewegen.

Auf der anderen Seite jedoch gilt selbstverständlich auch, daß der Ritus, so wichtig er zum Ausdruck und zur Stütze innerer Haltungen ist, doch niemals deren Ersatz sein kann. Wenn nämlich das äußere Zeichen nicht getragen wäre von einer inneren Haltung, dann wäre es nur rein äußerlich, dann wäre es nicht echt, Fassade, eine leere Hülse, eine bloße Floskel, eine Lüge!

Dies ist der Grund, warum wir aufgerufen sind, die Riten der hl. Messe immer besser kennen zu lernen: Daß wir sie in ihrem Sinn und ihrer Schönheit besser verstehen und lieben lernen, daß wir das, was sie sagen wollen, in uns lebendig erhalten und daß wir unser inneres Beten ganz in sie hinein legen können.

P. Martin Ramm

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