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Der Meßkanon

Mit der Erklärung des Meßkanons betreten wir das Innere des Heiligtums. Wir betrachten dabei nicht einfach nur einen altehrwürdigen Text, sondern einen höchst lebendigen Bestandteil jenes heiligen Tuns, in welchem Christus selbst durch den Dienst seiner Kirche sein Opfer gleichsam in die Zeit hinein verlängert und zum inneren Aufbau seines mystischen Leibes auf unblutige Weise auf dem Altar gegenwärtigsetzt. Wem es gelungen ist, einigermaßen in den tieferen Sinn der bisher erläuterten Vollzüge der Meßliturgie einzudringen, der wird zum inneren Mitvollzug des nun Folgenden recht disponiert sein.

 Über den Meßkanon lesen wir im Konzil von Trient: „Das Heilige muß heilig verwaltet werden. Da es nun nichts Heiligeres gibt als dieses Opfer, so hat die katholische Kirche, um würdig und ehrfurchtsvoll zu opfern und zu empfangen, seit vielen Jahrhunderten den heiligen Kanon eingeführt. Er ist frei von jedem Irrtum und enthält nichts, was nicht ganz und gar Heiligkeit und Frömmigkeit atmet und die Herzen der Opfernden zu Gott emporrichtet.“ (22. Sitzung [1562], 4. Kapitel, NR 601)

Aufbau des Kanon

Ähnlich wie bei der Erklärung der Opferung wollen wir auch beim Kanon versuchen, uns zunächst einen Überblick über die Struktur und den Aufbau des Ganzen zu verschaffen. Dabei werden wir entdecken, daß der Kanon nach einer wunderbaren inneren Ordnung gemäß den antiken Gesetzen der Ästhetik gegliedert ist. Wenn wir ihn in einzelne ‚Strophen‘ unterteilen, bemerken wir, daß die beiden ‚Strophen‘ der Konsekration genau im Zentrum stehen. Es ist möglich, die gesamte Struktur des Kanon mit derjenigen einer altchristlichen Basilika zu vergleichen: Wie im Zentrum der Basilika der Altar steht, so stehen im Zentrum des Kanon die beiden ‚Strophen‘ der Wandlung. Und wie das Schiff der Basilika von Säulen getragen wird, so stehen vor und nach der Wandlung je acht ‚Strophen‘ gleich mächtigen Säulen. Stellt man nun die beiden ‚Säulenreihen‘ einander gegenüber, so kann man sehen, daß die einzelnen Säulen sogar inhaltlich jeweils eine gewisse Entsprechung zur gegenüberliegenden Säule haben, und so nicht nur äußerlich, sonde auch innerlich eine wunderbare Symmetrie bilden.

9 - 10 Konsekration

8 Quam oblationes - Epiklese (Wandlungsbitte)

7 Hanc igitur - Bitte um Annahme des Opfers

6 Communicantes - triumphierende Kirche

5 Memento - Gedächtnis der streitenden Kirche

4 In primis - Bitte für die hierarchische Weltkirche

3 Te igitur - Mittlerschaft Christi

2 Sanctus - Gotteslob

1 Präfation - zum Vater

Präludium: Sekret

11 Unde et memores - Anamnese (Heilsgedächtnis)

12 Supra quae - Bitte um Annahme des Opfers

13 Supplices - triumphierende Kirche

14 Memento - Gedächtnis der leidenden Kirche

15 Nobis quoque - Bitte für den zelebrierenden Klerus

16 Per quem - Mittlerschaft Christi

17 Per ipsum - Gotteslob

18 Pater noster - zum Vater

Postludium: Embolismus

Der Kanon als Raum der Stille

Sowohl vom zelebrierenden Priester als auch von den Gläubigen wird es als besonderer Reichtum der klassischen römischen Liturgie empfunden, daß der ganze Kanon in heiliges Schweigen gehüllt ist. Dieses Schweigen ist nicht einfach ein negativ bestimmtes ‚Nicht-reden‘, sondern vielmehr ein durch eine Fülle heiliger Vollzüge untermalter positiver Ausdruck innerer Haltungen.

 Einige wertvolle Aspekte der Kanonstille wollen wir in Kürze betrachten: (1) Seit alters her hat die Kanonstille die Funktion eines verhüllenden Schleiers zum Schutz des Mysteriums. Sie drückt Demut, Ehrfurcht, Bewunderung und Ergriffenheit aus, denn vor dem, was hier geschieht, muß jedes menschliche Wort verstummen. Mehrfach spricht die Schrift vom ‚Schweigen vor Gott‘, so beim Propheten Habakuk: „Der Herr thront in seinem heiligen Tempel; es schweige vor ihm, alle Welt!“ (Hab 2,20) Bei Sophonias lesen wir: „Still vor dem Gebieter und Herrn! Denn nahe ist der Tag des Herrn.“ (Soph 1,7; vgl. auch Zach 2,17)

(2) Durch den stillen Vollzug des Kanons wird der Konsekrations- und Opferakt als ausschließlich priesterliche Handlung gekennzeichnet und gleichzeitig auch ein Bezug zum Alten Bund hergestellt: „Der Priester betritt nun allein das Heiligtum des Kanons... Es herrscht heiliges Schweigen; Schweigen ist eine würdige Bereitung für die Nähe Gottes. Gleich dem Hohenpriester des Alten Bundes, der einmal im Jahr mit dem Blut der Opfertiere allein das Allerheiligste betreten durfte (Hebr 9,7), löst sich der Zelebrant nun vom Volk und tritt vor den heiligen Gott hin, um ihm das Opfer darzubringen.“ (Jungmann, Missarum solemnia, Wien 1949, Bd. II S. 169)

(3) „Die heilige Stille ist ... geeignet, die Verborgenheit und Tiefe, die Unbegreiflichkeit und Unaussprechlichkeit der wundervollen Geheimnisse, welche auf dem Altar sich vollziehen, anzudeuten und in Erinnerung zu bringen.“ (Gihr, Das heilige Meßopfer, Herder-Verlag Freiburg 1902, S. 548) Ein Blick in die Heilsgeschichte belehrt uns, daß es geradezu der Eigenart Gottes entspricht, die wirklich großen Dinge in der Verborgenheit heiligen Schweigens zu tun. In einer der ergreifendsten Gotteserscheinungen des Alten Bunden offenbart sich Gott dem Elias nicht im Sturm, sondern im leisen, zarten Säuseln: „Der Herr befahl: ‚Tritt hinaus und stelle dich auf dem Berg vor den Herrn hin!‘ Siehe, da zog der Herr vorüber: Ein starker mächtiger Sturm, der die Berge zerriß und die Felsen zerbrach, ging vor dem Herrn einher, doch im Sturm war der Herr nicht. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben, doch der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Erdbeben kam ein Feuer, doch auch im Feuer war der Herr nicht. Nach dem Feuer kam ein leises, zartes Säuseln. Elias vernahm es, hüllte sein Gesicht in seinen Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle.“ (1 Kön 19,11 - 13) Auch die großen Heilsmysterien des Neuen Bundes, insbesondere die Menschwerdung, die Geburt und die Auferstehung des Heilandes, vollzogen sich in heiligem Schweigen, „denn als lautlose Stille alles umfing und die Nacht in ihrem schnellen Lauf die Mitte erreichte, da sprang dein allgewaltiges Wort vom Himmel her, vom Königsthron.“ (Weish 18,14 f.) Es erscheint höchst angemessen, die kultische Vergegenwärtigung eben dieser zentralen Mysterien der Erlösung in ein heiliges Schweigen zu hüllen!

(4) Die Gläubigen dürfen die Kanonstille schätzen als einen persönlichen Freiraum und zugleich als Einladung zu stiller Einkehr und innerem Mitvollzug. Durch sie wird gerade jenes persönliche Gebet ermöglicht, von dem das Zweite Vatikan spricht, wenn es die Priester ermahnt, die Gläubigen zu lehren, „an den Feiern der heiligen Liturgie so teilzunehmen, daß sie dabei zu einem echten Gebet kommen.“ (PO 5) Das gemeinsame heilige Schweigen hat einen pädagogischen Wert: „Der Anblick des Priesters, welcher in tiefer Stille mit Gott allein verkehrt am Altar, ist ... ein vortreffliches Mittel, in den Anwesenden die rechte Stimmung hervorzurufen und zu fördern, mit welcher sie das Große und Erhabene der Opferhandlung anbetend bewundern und mitfeiern sollen.“ (Gihr, Das heilige Meßopfer, Herder-Verlag Freiburg 1902, S. 548)

Die Kreuzzeichen im Kanon

Der stille Vollzug des Kanon ist begleitet durch eine Fülle von Gesten. Erst durch diese Gesten erhält er seine eigentliche Lebendigkeit. Besonders auffällig sind die vielen Kreuzzeichen, die den Baumeistern der Liturgiereform durchaus unverständlich waren, für die es aber sehr einleuchtende und wertvolle Erklärungen gibt. Papst Zacharias schrieb am 4. November 751 einen Brief an den heiligen Bonifatius und listete darin alle Stellen auf, an denen ein Kreuzzeichen zu machen sei. Die heutige Form des Kanons des alten römischen Ritus ist seit mehr als 1000 Jahren bezeugt! Allein schon das hohe Alter dieser Gesten muß den Schluß nahelegen, daß sie ganz sinnlos nicht sein können.

 Den Ursprung und Sinn dieser Kreuzzeichen kann man leicht verstehen von einigen Grundsätzen der antiken Rhetorik her: Ein wichtiger Grundsatz lautet, daß in der gepflegten Rede Wort und Gebärde übereinstimmen müssen. Daraus folgt der zweite Grundsatz: Wenn der Redner auf einen Gegenstand zu sprechen kommt, der gegenwärtig ist, muß er durch einen Gestus darauf hinweisen. Je näher dieser Gegenstand ist, desto zwingender wird der Hinweis. Da nun aber die Opfergaben auf dem Altar wirklich gegenwärtig sind, werden sie durch eine Gebärde bezeichnet, sooft sie genannt werden. Einem liturgischen Stilgesetz folgend, wird dieser hinweisende Gestus stilisiert in Kreuzesform. Selbstverständlich ist durch diese Deutung der Kreuzzeichen als Zeigegesten der Gedanke des Segens nicht ausgeschlossen. Das Beispiel der Kanonstrophe Unde et memores, die unmittelbar auf die Wandlung folgt, soll den Sinn der Kreuzzeichen verdeutlichen. Wie gesagt: Erst in Verbindung mit den das gesprochene Wort untermalenden Gesten wird dieser Text lebendig: „Daher sind wir denn eingedenk, Herr, wir Deine Diener, aber auch Dein heiliges Volk, des heilbringenden Leidens, der Auferstehung von den Toten und der glorreichen Himmelfahrt Deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus, und bringen so Deiner erhabenen Majestät von Deinen Geschenken und Gaben ein reines+ Opfer dar, ein heiliges + Opfer, ein makelloses + Opfer: das heilige + Brot des ewigen Lebens und den Kelch + des immerwährenden Heiles.“

P. Martin Ramm

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